Roman

Sag mir: Hast du einen Namen?

Anne-Marie Garat schickt ihre Protagonisten auf eine weite Reise durch den Norden.

Zeit ist ein großes Thema in diesem 425-Seiten-Werk, und genügend Zeit braucht es, um es zu erfassen. Denn „Der große Nordwesten“ ist nicht bloß der Titel von Anne-Marie Garats Roman – die geografische Bezeichnung verheißt viel mehr: endlose Weite, fordernde Natur, schlicht den „wilden Nordwesten“. Er erscheint wie ein mythisches Land, in dem die Tiere herrschen, in dem sich der Mensch anpassen muss. Die Ureinwohner Yukons und Alaskas hatten sich angepasst, hatten lange neben und mit den Tieren gelebt, „brüderlich vereint in einer gemeinsamen Seele bei der jahreszeitgemäßen Tötung“ – bis der „weiße Mann“ kam auf der Suche nach Geld, Gold und Landbesitz. Dann legte er Wege an, die er nach sich benannte.

Was aber bedeutet ein Name? Jessie, die junge Erzählerin, fragt ihren Zuhörer Bud: „Gehörst du dir selbst, einem der Häuser, deinen Ahnen, einem Heimatland, hast du einen Namen?“ Die Ureinwohner, erklärt sie, „tragen ihren Namen nicht für alle Zeit, sie wechseln ihn im Lauf ihres Lebens“. Sie ändern ihn aber nicht aufgrund einer Flucht, wie Jessie diese mit ihrer Mutter erlebt hat, es wird auch nicht etwas „wie in den europäischen Dynastien weitergegeben, aufgrund eines Anrechts auf Titel, Adel und Ländereien, des Blutes. Wenn eine Vorrangstellung errungen wird, dann ist das kein bleibender Zustand, und der Name ändert sich, je nachdem, wie man sich verhält, man kann ihn verlieren oder durch seine Lebensweise wiedererlangen. Jeder Mensch ist, was er tut, darauf beruhen seine Autorität, seine Ehre und seine Identität.“

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