Einreisestreit

Djokovic hatte im Dezember Covid-19-Infektion

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Der Weltranglistenerste hat sich seinen Anwälten zufolge Ende letzten Jahres mit Covid-19 angesteckt. Das wirft allerdings einige Fragen auf.

Der Fall der Verweigerung der Einreise von Novak Djokovic nach Australien ist um eine Dimension reicher. In einer gerichtlichen Eingabe vom Samstag führten die Anwälte des serbischen Tennisstars eine Covid-19-Infektion im Dezember ins Treffen. Der Weltranglisten-Erste soll demnach von einer Impfung befreit gewesen sein. Er habe jedenfalls über eine schriftliche Genehmigung der australischen Einwanderungsbehörde verfügt, bevor er in das Land reiste, lautet die Argumentation.

Der offensichtlich nicht gegen Covid-19 geimpfte Djokovic befindet sich nach seinem Visums-Entzug bei der Einreise in Melbourne in einem Hotel für Ausreisepflichtige. Am Montag soll eine gerichtliche Anhörung stattfinden. Seine Anwälte legten in dem Gerichtsakt ein Dokument vor, das einen positiven PCR-Test vom 16. Dezember belegen soll. Allerdings wirft das einige Fragen auf. Denn am selben Tag hatte Djokovic noch der Präsentation einer Sonderbriefmarke beigewohnt, am Tag darauf eine Zeremonie mit Kindern in seiner Tennis Foundation besucht – zahlreiche Fotos davon sind in den sozialen Netzwerken zu sehen. In geleakten Dokumenten von Tennis Australia wird zudem der 10. Dezember als Deadline für die Beantragung einer Ausnahmegenehmigung genannt, was eindeutig vor seinem genannten Testergebnis gewesen wäre.

Bereits zweite Covid-19-Infektion

Die Infektion im Dezember soll laut Angaben seiner Anwälte symptomlos verlaufen sein. Es wäre bereits Djokovic' zweite mit Covid-19. Der Serbe war bereits während seiner heftig kritisierten Adria Tour im Juni 2020, an der auch der Österreicher Dominic Thiem teilgenommen hatte, positiv auf das Coronavirus getestet worden. Damals hatte Djokovic das Ergebnis selbst publik gemacht. Warum das diesmal nicht der Fall war, ist unklar.

Die neuerliche Infektion soll aber die Grundlage für die medizinische Ausnahmegenehmigung darstellen, mit der Djokovic an den am 17. Jänner beginnenden Australian Open teilnehmen will. Eigentlich ist dafür eine Impfung vorgeschrieben. Djokovic, ein ausgesprochener Kritiker der Impfpflicht, hatte vor seinem Abflug nach Melbourne in den Sozialen Medien aber von einer Ausnahmeregelung für ihn berichtet. Seinen eigenen Impfstatus hat er nie offengelegt.

Einreisestreit vor Gericht

Wegen offenbar mangelhafter Dokumente entzogen die australischen Behörden Djokovic bei der Einreise aber das Visum. Diese Annullierung bekämpft der Tennisstar vor Gericht. Seine Anwälte fordern, dass Djokovic ehestmöglich das Quarantäne-Hotel verlassen darf, um sich auf die Australian Open vorbereiten zu können. Der 34-Jährige hofft in Melbourne auf seinen insgesamt 21. Grand-Slam-Turniersieg. Er wäre damit vor Roger Federer und Rafael Nadal alleiniger Rekordhalter.

Vor seinem Hotel im Stadtteil Carlton hatten sich in den vergangenen Tagen immer wieder Djokovic-Anhänger eingefunden, um ihre Unterstützung auszudrücken. Die tschechische Doppelspezialistin Renata Voracova, der ebenfalls das Visum entzogen wurde, schilderte die Bedingungen dort so: Es gebe Wachen am Gang, die Zimmerfenster müssen geschlossen bleiben. "Man muss sich melden, alles ist rationiert", sagte Voracova dem tschechischen Portal idnes.cz. "Ich fühle mich ein bisschen wie im Gefängnis."

Voracova gab an, wegen einer Covid-19-Infektion, die sie vor Weihnachten durchgemacht hatte, über eine Ausnahmegenehmigung für Australien verfügt zu haben. Ihr Visum wurde aber wie jenes von Djokovic annulliert. Im Gegensatz zum Serben hat die Tschechin dagegen keinen Einspruch erhoben. Sie habe sich "ein bisschen wie in einem Action-Film gefühlt", sagte die 38-Jährige. Nun wartet sie im Quarantäne-Hotel auf ihre Ausreise.

(APA)

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