Das bisherige Russland wird von Rohstoffkonzernen, die gemeinsam mit ihren Chefs aus der Sowjetunion herrühren, geprägt. Aber parallel dazu entstanden und entstehen neue Unternehmen in zukunftsweisenden Sektoren. Wer sind die innovativen Player des neuen Russlands, die man sich wird merken müssen?
Tatjana Bakaltschuk wurde völlig unterschätzt. Und zwar in ihrem Potenzial gleich wie in ihrem Vermögen. Vielleicht lag es am eher zurückhaltenden Wesen der nunmehrigen russischen Starunternehmerin. Vielleicht aber auch an den blinden Flecken jener Wirtschaftsanalysten, die das Vermögen ihrer Landsleute bewerten und daran auch ersichtlich machen, wie die Wirtschaft des größten Landes der Welt strukturiert ist und sich – trotz aller politischen Erstarrung – doch weiterentwickelt und verändert.
Jedenfalls habe das Wirtschaftsmagazin Forbes den Wert ihres Unternehmens „Wildberries“ lange Zeit deutlich zu niedrig bewertet, erzählte die heute 46-jährige Bakaltschuk kürzlich im Interview mit der „Presse“. Erst als ein konkurrierender russischer Onlinehändler Ende 2020 erfolgreich an die Börse ging, hätten die Experten entdeckt, dass Wildberries, gewissermaßen das russische „Amazon“, längst weitaus mehr wert sei. Und so kam es, dass Bakaltschuk im Jahr 2020 mit einem Plus von 1200 Prozent der zweitstärkste Vermögenszuwachs unter allen Milliardären weltweit bescheinigt wurde. Mit einem Schlag landete sie mit ihrem auf 13 Milliarden Dollar geschätzten Unternehmen auf Platz 13 der russischen Reichstenliste 2021.