In der Coronakrise ist die Nachfrage nach Kunststoffen gestiegen – und mit ihr die Müllberge. Die Branche will mit Recycling und Bio-Alternativen gegen ihren Ruf als Umweltsünder ankämpfen. Derzeit bedienen sie damit aber nur eine teure Nische.
Alle 67 Minuten kippt rechnerisch ein Lastwagen voll mit Plastikmüll in Flüsse, Seen und Meere. Allein im Mittelmeer seien schon bald mehr Plastikprodukte als Quallen unterwegs. Es sind drastische Bilder wie diese, mit denen Umweltschutzorganisationen seit Beginn der Pandemie verstärkt Stimmung gegen eine Branche machen, die mitten in der Covid-Krise einen finanziellen Rekord nach dem anderen aufstellt.
Die Angst der Menschen vor Infektionen hat der Kunststoffindustrie neuen Auftrieb verliehen. Der Absatz von OP-Handschuhen, Gesichtsmasken und Schutzanzügen stieg ebenso steil wie die Nachfrage nach foliertem Obst und Gemüse. Aber auch Elektroautos, Stromnetze und Smartphones sind ohne den leichten und robusten Werkstoff undenkbar. An den Börsen wurde Kunststoff im Vorjahr so teuer gehandelt wie nie zuvor. In manchen Teilen der Welt war die Nachfrage so hoch, dass die Erzeuger ihren Kunden nicht ausreichend liefern konnten.