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Sir Sidney und der Präsident

Als der Präsident dem hochdekorierten, oscarprämierten Schauspieler 2009 im Weißen Haus den höchsten Orden des Landes, die Medal of Freedom, um den Hals legte, war dies auch eine Verbeugung Barack Obamas vor Sidney Poitier – dem Pionier, dem Sir unter den Hollywoodstars.

Den Titel, den ihm die Queen schon 1974 verliehen hatte, trug er indes nicht vor sich her.

In den USA stellten Kommentatoren damals die These auf, dass Poitier den Typus des smarten, coolen, blendend aussehenden Afroamerikaners erst salonfähig gemacht und nicht nur Denzel Washington den Weg in Hollywood geebnet hat, sondern auch Obama den Aufstieg zum Präsidenten. Als entflohener Sträfling an der Seite von Tony Curtis in „Flucht in Ketten“, als Hilfsarbeiter in „Die Lilien auf dem Felde“, als Arzt in „Rat mal, wer zum Essen kommt“ und vor allem als Detektiv in einem Südstaatenkaff in „In der Hitze der Nacht“ schuf er Rollen für die Ewigkeit, während zugleich die Bürgerrechtsbewegung allmählich die Realität veränderte.

Mit Freund Harry Belafonte und Co. gründete Poitier eine Stiftung, die einem gewissen Barack Obama Sen. zu einem Stipendium in den USA verhalf. 1960 lernte der Kenianer in Honolulu Stanley Ann Dunham kennen. Der Rest ist Geschichte. So verdankt Barack Obama Jr. dem Star gewissermaßen schier seine Existenz.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2022)

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