Australian Open

Das Urteil von Melbourne

APA/AFP/WILLIAM WEST
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Vor Gericht hat Novak Djoković einen ersten Erfolg erzielt, ob er in Melbourne aber tatsächlich auf Rekordjagd gehen darf, blieb offen. Der Ball liegt beim Einwanderungsminister.

Melbourne. Vorteil Novak Djoković: Nachdem ein Gericht in Melbourne seinem Einspruch gegen die Einreiseverweigerung stattgegeben hat, ist der serbische Tennisstar umgehend ins Training eingestiegen. Djoković postete ein Foto in den sozialen Medien, das ihn unter anderem mit seinem Trainer Goran Ivanišević in der Rod-Laver-Arena zeigt. „Ich bin zufrieden und dankbar, dass der Richter die Annullierung meines Visums zurückgenommen hat. Ungeachtet allem, was passiert ist, will ich bleiben und versuchen zu spielen“, schrieb er.

Allerdings steht nach wie vor nicht fest, ob Djoković bei den am Montag beginnenden Australian Open tatsächlich an den Start gehen darf. Der australische Einwanderungsminister, Alex Hawke, kann ihm das Visum erneut entziehen. Zunächst machte dieser davon aber keinen Gebrauch. Er kann dies jedoch in den nächsten Tagen noch tun. „Der Minister beschäftigt sich derzeit mit dem Fall, und dieser Prozess läuft noch“, sagte ein Sprecher von Hawke.

Zuvor hatte Djoković mit seinem Einspruch gegen die Verweigerung seiner Einreise nach Australien Erfolg gehabt. Ein australisches Gericht gab ihm recht und ordnete an, dass der 34-Jährige das Abschiebehotel verlassen darf, in dem er sich die vergangenen Tage aufgehalten hat.

Pfefferspray vor Anwaltsbüro

Australiens Regierung aber hatte bereits vor der Verhandlung angekündigt, sie erwäge auch bei einer Aufhebung der Einreiseverweigerung weitere Schritte, um Djoković das Visum zu verweigern. Das bestätigte Regierungsanwalt Christopher Tran am Ende der Verhandlung. Gegen eine erneute Visum-Verweigerung könnte Djoković, dem dann ein dreijähriges Einreiseverbot nach Australien droht, wieder Rechtsmittel einlegen.

Fürs Erste durfte sich Djoković in Melbourne frei bewegen. Richter Anthony Kelly ordnete an, dass der Weltranglistenerste seine persönlichen Dinge und seinen Pass zurückbekommt. Zuletzt habe er sich im Büro seiner Anwälte aufgehalten, sagte Bruder Djordje Djoković im serbischen TV.

Vor dem Gebäude im Zentrum von Melbourne spielten sich turbulente Szenen ab. Tausende Djoković-Anhänger waren mit Serbien-Flaggen gekommen. Der Zeitung „The Age“ zufolge setzte die Polizei Pfefferspray ein, als Menschen ein Auto beim Verlassen der Tiefgarage bedrängten.

Djoković war zuvor im Commonwealth Law Courts Building ein wichtiger Sieg gelungen. „Das war eine große Niederlage für die australische Regierung“, meinte sein Bruder. Serbische Berichte, wonach Djoković nach dem Verlassen des Abschiebehotels von der Polizei wieder in Gewahrsam genommen worden sei, bestätigten sich nicht. Richter Kelly hat in der Verhandlung am Montag erklärt, er halte das Verhalten der Behörden für unverhältnismäßig. „Was hätte dieser Mann noch mehr tun können?“

Ungereimtheiten

Seit Tagen sorgt der Fall international für Wirbel. Djoković war am Mittwochabend die Einreise auf dem Flughafen in Melbourne verweigert worden. Er konnte aus Sicht der Behörden nicht die nötigen Dokumente für die medizinische Ausnahmegenehmigung vorlegen, um auch ohne Corona-Impfung einreisen zu dürfen.

Djoković wurde in ein Hotel für Ausreisepflichtige gebracht. Der Serbe legte gegen die Entscheidung Einspruch ein. Den Gerichtsdokumenten zufolge gab die Seite von Djoković an, dass dieser am 30. Dezember vom medizinischen Chef des australischen Tennisverbands eine Ausnahmegenehmigung erhalten habe. Ein positiver Coronatest sollte ihm zur Teilnahme an den Australian Open verhelfen. Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass Djoković am 16. Dezember 2021 positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Es traten jedoch etliche Ungereimtheiten auf: Djoković soll zwei Tage nach diesem Test der französischen Sportzeitung „L'Équipe“ ein Interview gegeben und Veranstaltungen besucht haben.

Der Tennisprofi hat seinen Impfstatus stets als Privatsache bezeichnet. Den Gerichtsdokumenten zufolge hat Djoković in der Befragung durch einen Grenzschutzbeamten nun angegeben, „nicht gegen Covid-19 geimpft“ zu sein.

Die Australian Open starten am Montag. Djoković ist Rekordchampion (neun Titel). Er strebt seinen insgesamt 21. Major-Triumph an. Damit wäre er alleiniger Grand-Slam-Rekordsieger.

(ag./red.)

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