Pizzicato

Kreuzweg für Serbiens Jesus

Am Morgen des fünften Tages stieg Jesus in Melbourne vom Kreuz, um in der Diktion von Srdjan Djoković zu sprechen, dem selbst ernannten Gottvater, Propheten und Sektierer aus Belgrad

Sein Sohn, „Symbol und Führer der freien Welt, der Armen und Unterdrückten“, hatte es mit einem ganzen Kontinent aufgenommen – ach was, mit dem gesamten Westen.

Ein paar Dutzend Jünger scharten sich auf dem fünften Kontinent um den „Gottessohn“, den Novizen unter den New-Age-Predigern, den Guru im globalen Feldzug der Anti-Pandemie-Apostel. Spiel, Satz und Sieg! Wenn es denn nicht zum Nachspiel kommt. Ob der Heilige Geist eine Rolle gespielt hat und wie sich die Oster-Erzählung von der Auferstehung mit dem Narrativ des orthodoxen Weihnachtsfests verträgt, muss Srdjan Djoković indes erst noch beantworten. Und ob der „Djoker“ bei seiner Ankunft in Australien mit einem Ass im Ärmel, das die Verhältnisse in Down Under auf den Kopf gestellt hatte, nicht einen Trick aus dem Talon zog.

Die Wahrheit liegt auf dem Platz, wie Tennis-Propheten wissen. Rafael Nadal und Co. werden mit Wut im Bauch gegen ihn antreten. Bei brodelnder Sommerhitze und unter gellendem Pfeifkonzert der „Aussies“ steht dem serbischen Jesus der wahre Kreuzweg noch bevor. In der Rod-Laver-Arena könnte er Blut schwitzen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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