Morgenglosse

2-G im Handel: Wir werden uns wundern, was alles möglich ist

(c) imago images/aal.photo (Mychelle Vincent / aal.photo via www.imago-images.de)
  • Drucken

Wenn man will, geht viel. Auch Kontrollen in den Geschäften. Dass das den Händlern zumutbar ist, sollten auch deren Standesvertreter verstehen.

Wer die vergangenen Wochen auf den Einkaufsstraßen unterwegs war, muss sich eigentlich wundern. Seit dem 15. November gilt der bundesweite Lockdown für Ungeimpfte. Knapp ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher dürfte also seit acht Wochen gar nicht rein in die Geschäfte, weil sie weder geimpft noch genesen sind. Eigentlich. Die Regel verkam wie so viele andere in der Pandemie zur österreichischen Lösung. Kontrolliert wurden die 2-G-Nachweise so gut wie nie. Auch nicht von den Security-Männern, die ohnehin vor vielen größeren Kleider- und Juweliers-Geschäften standen. Eine höfliche Bitte nach der Impfbestätigung und im Zweifelsfall ein bestimmtes „Du kommst hier nicht rein“ – Fehlanzeige!

Das liegt zum Gutteil daran, dass die Händler in Österreich mit dem Handelsverband und der Handelssparte der Wirtschaftskammer gleich zwei einflussreiche Lobbyverbände haben. Und weil die Interessensvertreter hierzulande erstmal grundsätzlich dagegen sind, erzählten sie der Bundesregierung lange und erfolgreich, dass Kontrollen in der Praxis nicht umsetzbar seien. Die Branche sei von der Pandemie ohnehin derart gebeutelt, zusätzliche Kontrollen würden die Händler überfordern und vielfach in den Ruin stürzen, argumentierten die Standesvertreter.

Einmal duschen und ein neues Bändchen

Dabei wäre es so einfach. Das zeigt etwa ein Blick nach Deutschland, wo der 2-G-Nachweis mit farbigen Bändchen oder Stempeln am Handgelenk präsentiert wird. Eine Lösung, mit der alle Beteiligten – Händler sowie Konsumentinnen – leben können. Inzwischen konnten sich auch die Händler der Wirtschaftskammer mit der deutschen Lösung anfreunden. „Nach dem Duschen nach ein paar Tagen holt man sich eben wieder ein neues Bändchen“, ließ WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik in einem ORF-Interview immerhin Lösungswillen erkennen. Der Handelsverband sieht darin nicht des Problems Lösung. Aber: Man nehme „die 2G-Kontollen in Kauf und ernst“, teilten die Standesvertreter am Montagabend mit. Na hoffentlich.

Die 2-G-Kontrollen sind für die Händler eine zusätzliche Belastung, keine Frage. Im Gegensatz zu ihren Branchenvertretern, wollen die allermeisten Geschäftsleute die Kontrollen aber ganz einfach umsetzen – ohne großes Tamtam im Vorfeld. Die Frage nach einem 2-G-Nachweis wird ab Dienstag kein Chaos in den Geschäften auslösen. Besser mühsame Kontrollen, als ein neuerlicher Lockdown, darin sind sich alle einig.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Corona-Maßnahmen

2-G-Kontrollen im Handel starten ab heute

Die Kontrolle muss spätestens beim Bezahlen erfolgen. In vielen Einkaufszentren hat man sich für eine Stempel-Lösung entschieden. Der Handel fühle sich aber nicht dafür zuständig, gefälschte Impfpässe oder Genesungsbescheide aufzudecken.
Ab Dienstag wird kontrolliert.
Corona

2-G-Kontrollen: Handel bittet Kunden um Mithilfe

Ab Dienstag wird in den nicht lebensnotwendigen Shops kontrolliert. So soll ein Lockdown verhindert werden. Der Handel bittet um Mithilfe der Kunden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.