Todesfall

Europa trauert um EU-Parlamentspräsident Sassoli

Die Flaggen vor dem EU-Parlament in Brüssel wehen auf halbmast.
Die Flaggen vor dem EU-Parlament in Brüssel wehen auf halbmast.REUTERS
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Kanzler Nehammer bezeichnete den verstorbenen Politiker als "überzeugten Europäer“. In Sassolis Heimat Italien gedachte man des "überzeugten Pro-Europäers“.

Spitzenpolitiker aus ganz Europa haben mit Bestürzung und Trauer auf den überraschenden Tod des Präsidenten des Europaparlaments, David Sassoli, reagiert. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigte sich Dienstagfrüh auf Twitter tief betroffen: "Er war ein überzeugter Europäer." Nehammer drückte Sassolis Familie und Freunden "in diesen schweren Stunden" sein Mitgefühl aus. Der italienische Sozialdemokrat Sassoli war in der Nacht zum Dienstag in einem Krankenhaus im nordostitalienischen Aviano gestorben.

Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) bezeichnete Sassoli als "glühenden Europäer, der sich für den Dialog eingesetzt hat und das Gemeinsame vor das Trennende gestellt hat". Sie habe den Italiener stets als verbindlichen und verbindenden Politiker wahrgenommen.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) zeigte sich ebenfalls tief erschüttert über den Tod des EU-Parlamentspräsidenten. Sassoli sei ein großer Europäer gewesen: "Mit ihm verliert Europa einen sehr wichtigen Mitstreiter im Kampf gegen den Antisemitismus." Erst vor kurzem habe sich Sobotka mit Sassoli über die Kampagne zum Holocaust-Gedenktag (#WeRemember) ausgetauscht. In diesem Jahr sollen sich alle europäischen Parlamente daran beteiligen - dank Sassolis Bemühungen.

Für Caritas-Präsident Michael Landau stand Sassoli für Nächstenliebe und Solidarität. "Ein großer Europäer, tief verwurzelt in den Werten, mit einem wachen Herzen für das Soziale, einem weiten Blick über die Grenzen Europas hinaus und einer besonderen Aufmerksamkeit für die Kleinen und all jene Menschen, denen es nicht so gut geht", beschrieb Landau den Verstorbenen auf Twitter.

„Symbol für Ausgewogenheit"

Auch in Sassolis Heimat wurde seinem Engagement gedacht. "Als Mann der Institutionen, als überzeugter Pro-Europäer, als leidenschaftlicher Journalist war Sassoli ein Symbol für Ausgewogenheit, Menschlichkeit und Großzügigkeit", sagte der italienische Ministerpräsident Mario Draghi. "Diese Eigenschaften wurden von allen seinen Kollegen aus allen politischen Richtungen und allen europäischen Ländern stets als Beweis für seine außerordentliche Leidenschaft, seine Fähigkeit zuzuhören und sein ständiges Engagement im Dienste der Bürger anerkannt", fügte der Premier hinzu.

Italiens Präsident Sergio Mattarella zeigte sich zutiefst betrübt über das unerwartete Ableben: "Sein Tod ist ein Grund zu tiefer Trauer für das italienische und europäische Volk." Sassolis klares, beständiges und leidenschaftliches Engagement habe dazu beigetragen, das EU-Parlament zu einem Protagonisten der politischen Debatte in einer sehr heiklen Phase zu machen. Er habe den Erwartungen der europäischen Bürger eine Stimme gegeben. "Als Mann des Dialogs machte er Dialog zum Markenzeichen seiner Beziehungen zu seinen Gesprächspartnern, um das Gemeinwohl zu erreichen. Diese Eigenschaften kamen auch in seiner Arbeit als Journalist zum Ausdruck", so Mattarella.

"Mit Sassoli verlieren wir einen wertvollen Politiker, aber vor allem einen Freund, einen Mann, der sein Leben in den Dienst der Menschen gestellt hat, zunächst im Journalismus und dann in den Institutionen als Präsident des Europäischen Parlaments. Ruhe in Frieden, lieber Freund", so Josep Borrell, der Hohe Vertreter der EU für auswärtige Angelegenheiten auf Twitter.

Auch Italiens Demokratische Partei (PD), der Sassoli angehörte, trauert um den EU-Parlamentspräsidenten. "Sassoli war ein Bruder, ein Freund, eine sehr wichtige und grundlegende Person für uns. In diesem Moment drängen sich so viele Erinnerungen in meinem Kopf zusammen. David hat die Geschichte der europäischen Demokratie und unseres Kontinents verändert und hinterlässt unauslöschliche Spuren in der europäischen Geschichte und in der Geschichte der italienischen und europäischen Demokraten, die heute um ihn trauern", so PD-Chef Enrico Letta.

Trauerbeflaggung in Deutschland

Am Deutschen Bundestag wurden nach dem Ableben Sassolis die Flaggen auf halbmast gesetzt, wie die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) auf Twitter schrieb. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ordnete wegen Sassolis Tod an seinen Amtssitzen in Berlin und Bonn ebenfalls Trauerbeflaggung an.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm die Todesnachricht mit Bestürzung auf. "Europa verliert einen engagierten Parlamentspräsidenten, Italien einen klugen Politiker und Deutschland einen guten Freund", teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit auf Twitter mit. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigte sich sehr traurig. Es sei Sassoli immer wieder gelungen, "Gräben zu überwinden und so das Parlament als Ganzes zu stärken", schrieb sie auf Twitter. Sein überzeugter Einsatz für den menschlichen Umgang mit Geflüchteten werde nicht vergessen werden.

(APA)

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