Australien

Djokovic erklärt sich halbherzig und wartet weiter auf Urteil

Novak Djokovic äußert sich erstmals selbst.
Novak Djokovic äußert sich erstmals selbst.(c) Reuters
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Novak Djokovic meldete sich erstmals öffentlich und entschuldigte sich, er habe aber nicht wissentlich Falschangaben gemacht. Die Entscheidung im Einreisestreit fällt frühestens am Donnerstag.

Melbourne. Erstmals ging Novak Djoković am Donnerstag selbst auf die Vorwürfe im Einreisestreit mit Australien ein. Die auf Instagram veröffentlichte Erklärung des Weltranglistenersten war jedoch eine halbherzige. Die durch Fotos belegte Tatsache, dass er nach Kenntnis des positiven Testergebnisses am 18. Dezember ein Interview mit der Sportzeitung „L'Equipe“ absolviert hatte, bezeichnete der Serbe als „Fehleinschätzung“, die mutmaßlich falsche Angabe beim Einreiseformular – er erklärte in den 14 vorangegangenen Tagen nicht gereist zu sein, soll sich aber in Belgrad und Spanien aufgehalten haben – bezeichnete er als „menschlichen Fehler“ seines Agenten.

Der neunfache Australian-Open-Sieger wehrte sich vor allem gegen zwei Vorwürfe: Weder habe er absichtlich eine falsche Angabe gemacht zu seinem Reiseverhalten in den 14 Tagen vor dem Flug ins Gastgeberland der am Montag beginnenden Australian Open, noch habe er im Wissen seines positiven Coronatests im Dezember eine Veranstaltung mit Kindern besucht und sich dort ohne Maske bewegt.

Bei diesem Event am 17. Dezember und damit einen Tag nach "Test und Diagnose" sei er ohne Maske aufgetreten, habe aber von dem positiven Resultat noch nichts gewusst, räumte Djokovic ein. Er habe am 16. Dezember einen negativen Antigentest gemacht und aus reiner Vorsicht auch noch einen PCR-Test. "Ich hatte keine Symptome und fühlte mich gut und ich erhielt die Nachricht des positiven PCR-Tests erst nach der Veranstaltung", schrieb Djokovic.

Zuvor hatte Djokovic "Fehlinformationen", die korrigiert werden müssten, als "verletzend und beunruhigend für meine Familie" bezeichnet. Er wolle darauf hinweisen, dass er sich sehr um die Sicherheit anderer und das Einhalten von Testvorgaben bemüht habe. Es sei ihm wichtig gewesen, all dies klarzustellen, aber er werde sich aus Respekt vor der australischen Regierung nicht weiter zu den Vorkommnissen äußern.

Was wirklich geschehen ist, bleibt nach wie vor unklar. Denn auch die von Djoković vorgelegten PCR-Testergebnisse (16. Dezember positiv, 22. Dezember negativ) ließen Fragen offen, wie der „Spiegel“ recherchierte: So hätte der QR-Code bei zwei Abrufen gegenteilige Ergebnisse gezeigt, zudem deute die höhere Seriennummer beim ersten Test darauf hin, dass dieser eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt sein könnte.

Aus der Sicht der serbischen Ministerpräsidentin Ana Brnabic wirft das Verhalten von Djokovic nach einem positiven Corona-Test in Serbien Fragen mit Blick auf mögliche Gesetzesverstöße auf. "Da besteht eine gewisse Grauzone, und Antworten in dieser Hinsicht kann nur Novak geben", sagte die Politikerin am Dienstagabend dem britischen Fernsehsender BBC.

Sie selbst könne weder wissen noch beurteilen, ob Djokovic von seinem positiven Ergebnis wusste, als er sich am Tag nach dem Test ohne Abstand und Maske bei einer Veranstaltung mit Kindern präsentierte. Sollte er als wissentlich positiv Getesteter zu der Veranstaltung gegangen sein, hätte er eindeutig gegen serbische Gesetze verstoßen. Die Politikerin wies außerdem darauf hin, dass die Mitteilung von Corona-Testergebnissen über SMS-Nachrichten in Serbien rasch funktioniere. "Wir haben eines der effizientesten Systeme der Welt", sagte sie.

Minister hat letztes Wort

Nach Djokovićs abgelehnter Einreise am Flughafen vor einer Woche und der Aufhebung durch einen Richter wegen eines Formalfehlers am Montag hat sich Einwanderungsminister Alex Hawke vorbehalten, von seinem Recht Gebrauch und das Visum ungültig zu machen. Die Entscheidung wird frühestens am heutigen Donnerstag fallen, denn der australischen Nachrichtenagentur AAP zufolge hätten Djokovićs Anwälte neue Informationen eingebracht.

Unbeirrt vom Chaos luden indes die Organisatoren der Australian Open für Donnerstag zur Auslosung (mit Djoković als Nummer eins) ein und wiesen auf ein öffentliches Training des Titelverteidigers und neunmaligen Melbourne-Champions hin.

(APA/dpa/Reuters/red)

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