Morgenglosse

Die Zeit ist reif für die mündliche Reife

Ist eine mündliche Matura unfair?
Ist eine mündliche Matura unfair?APA/HANS PUNZ
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Gegen eine „Matura wie damals“ gibt es Widerstand – dabei kehrt sie auch heuer nicht zurück.

Bildungsminister Martin Polaschek will die mündliche Prüfung heuer erstmals seit Beginn der Pandemie wieder verpflichtend durchführen. Dagegen argumentieren nun Schülerschaft und SPÖ, dass das unfair sei. Der heurige Jahrgang sei am längsten von der Pandemie belastet. Das stimmt.

Was aber auch stimmt, ist, dass mündlich im Idealfall nur in „Lieblingsfächern“ maturiert wird, sofern bei der schriftlichen Klausur alles klappt. Die Prüfung an sich, inklusive ausreichend Vorbereitungszeit, vor einer Kommission aus gut bekannten Pädagogen, dient dabei quasi als Mini-Übung für das, was wenig später an Universitäten und FH quasi auf der Tagesordnung steht: mündliche Präsentationen in verschiedensten Kursen mit viel weniger Vorbereitungszeit und viel mehr Stoff. Letzterer wird bei der heurigen Matura wie in den beiden Jahren wieder reduziert, da viele Abschlussklassen mit dem Stoff tatsächlich nachhinken. Die ganze Debatte wirkt damit mitunter übertrieben, eine Rückkehr der mündlichen Prüfung durchaus gerechtfertigt, vor allem deshalb, weil heuer noch keine langen Phasen von Distance Learning notwendig waren. Obwohl die psychische Belastung für viele Schüler dadurch natürlich nicht weniger wird.

Die für viele wohl aber noch als viel größere Hürde empfundene schriftliche Klausur, in den AHS-Klassen insbesondere in Mathematik, wurde schon zuvor entschärft: Um sie transparenter und leichter zu machen, hat sie, coronaunabhängig, Ex-Minister Heinz Faßmann vor zwei Jahren reformiert. Die Resultate im Vorjahr lassen darauf hoffen, dass sie tatsächlich machbarer wurde. Die ebenfalls von diesem in Coronazeiten eingeführte Einbeziehung der Jahresnote, die zur Maturanote zählt, wird auch heuer gelten.

Von einer „Matura wie damals“ kann also keine Rede sein. Sie kommt auch 2022 nicht zurück.

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