Reifeprüfung

Kommt heuer eine "Matura wie damals"?

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) setzt auf die verpflichtende mündliche Matura.
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) setzt auf die verpflichtende mündliche Matura.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Während viele Erleichterungen bleiben, setzt der neue Bildungsminister heuer wieder auf eine verpflichtende mündliche Prüfung. SPÖ und Schüler kritisieren deren Rückkehr.

„Ich glaube, das ist gut so“, ließ Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Dienstag die Zuschauer der ORF-Sendung „Report“ wissen, als er auf die heurige Matura angesprochen wurde. Gemeint war damit sein Beschluss, heuer erstmals seit Beginn der Pandemie wieder auf eine verpflichtende mündliche Prüfung zu setzen. Diese war in den letzten beiden Jahrgängen nur freiwillig.

„Das ist positiv zu sehen, dass die Schülerinnen und Schüler nach einem langen Leben in den Schulen dieses mit einer formellen Abschlussprüfung abschließen können“, argumentierte Polaschek.

Stoff wird eingeschränkt

Erleichterungen wird es aber auch heuer geben. Der Abgabetermin der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) an den AHS wird um zwei Wochen nach hinten verschoben. In den beiden Wochen vor Beginn der schriftlichen Klausuren wird eine Sicherheitsphase für die Prüfungskandidaten gelten. In dieser müssen mindestens zwei PCR-Tests pro Woche vorgezeigt werden. Die Dauer der schriftlichen Klausuren wird um 60 Minuten verlängert, um ausreichend Lüftungspausen zu ermöglichen. Wer aufgrund eines Quarantänebescheids oder aus medizinischen Gründen nicht an der Prüfung teilnehmen kann, verliert diesen Antritt nicht. Das Datum verschiebt sich lediglich.

Ersatzprüfungstermine sind vorgesehen. Für Klausuren und Ergänzungsunterricht gilt die 3-G-Regel: geimpft, genesen oder getestet. An den Schulen wird es ein entsprechendes Testangebot geben.
Zwar wird die mündliche Prüfung heuer wieder erstmals verpflichtend sein, die Anzahl der Themenbereiche, die dafür zu lernen sind, wird allerdings eingeschränkt.

Ein aus den Vorjahren bekannter Ergänzungsunterricht ab der vorletzten Unterrichtswoche soll zur Vorbereitung auf die schriftlichen Klausuren und die mündlichen Prüfungen dienen. Zudem ist es der Schulleitung möglich, in der letzten Woche vor der mündlichen Prüfung den Ergänzungsunterricht als Distance Learning zu verordnen, um Ansteckungen unter den Kandidatinnen und Kandidaten zu vermeiden. Die Verpflichtung zum Maskentragen richtet sich nach der geltenden Sicherheitsstufe, die dann in den Schulen gilt.

Schülervertreter: Verpflichtung „unfair“

Die SPÖ sprach sich am Mittwoch gegen eine verpflichtende mündliche Prüfung und eine „Matura wie damals“ aus. Die heurigen Maturanten seien seit der sechsten Klasse „mit einem Dauerausnahmezustand“ durch die Pandemie und „dem nicht besser gewordenen Missmanagement der Bundesregierung konfrontiert“, sagte SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler.

Auch die Schülervertretung übt Kritik: Die Bundesschulsprecherin von der ÖVP-nahen Schülerunion, Susanna Öllinger, findet es zwar „wichtig, dass die diesjährigen Abschlussklassen Planungssicherheit und Klarheit haben, weshalb wir es sehr begrüßen, dass jetzt einmal ein Plan für die Matura steht“. Allerdings: Die Verpflichtung zur mündlichen Prüfung lehnt sie ab.
Auf „Presse“-Nachfrage erklärt eine Sprecherin: „Wir verstehen, dass das Ministerium die Schule aus dem Krisenmodus holen will. Aber es ist ein Jahr zu früh. Die Krise ist noch nicht vorbei.“ Es sei nicht fair, „die, die am längsten zu Hause gesessen sind, nun zur mündlichen Prüfung zu verpflichten. Viele Abschlussklassen sind beim Stoff noch in den Büchern von der 7. Klasse.“

Ob sich an Polascheks Standpunkt noch etwas ändert, hängt auch vom weiteren Verlauf der Omikron-Welle ab. Weitere Änderungen und Erleichterungen hat er jedenfalls bereits in Aussicht gestellt, sollte es nun zu vermehrtem Distance-Learning kommen.

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