Am Freitag unternehmen Armenier und Türken in Moskau einen neuen Anlauf zur Normalisierung ihrer Beziehungen. Warum es diesmal klappen könnte
Die Eiszeit zwischen der Türkei und ihrem nordöstlichem Nachbarn Armenien dauert schon so lang, dass eine ganze Generation in den zwei Ländern keinen anderen Zustand kennt. Nun unternehmen Vertreter von Türkei und Armenien an diesem Freitag zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt einen Anlauf zur Normalisierung ihrer Beziehungen.
Die politische Großwetterlage schafft günstige Voraussetzungen für einen Erfolg, doch neue Spannungen könnten den Verhandlungsprozess jederzeit entgleisen lassen.
Historischer Ballast, der Konflikt um die Kaukasus-Region Berg-Karabach und das Bündnis der Türkei mit Aserbaidschan haben bisher alle Bemühungen um eine Normalisierung scheitern lassen. Ankara weigert sich, die Massaker an den Armeniern auf dem Gebiet der heutigen Türkei im Ersten Weltkrieg als Völkermord zu verurteilen. Für Armenien, das bis zu 1,5 Millionen Opfer des Genozids beklagt, ist die Position inakzeptabel. Eine türkische Initiative zur Beilegung des Dauerstreits mit Armenien im Jahr 2009 blieb erfolglos, auch weil Aserbaidschan nicht einverstanden war. Die türkisch-armenische Grenze in Nordostanatolien ist seit fast 30 Jahren geschlossen.