Wohnen mit Ausblick. Das richtige Panorama kann bis zu 20 Prozent Aufschlag wert sein.
Mit ihnen steht und fällt im Luxussegment so einiges: Die richtigen Ausblicke machen vergleichbare Quadratmeter gleich um einiges wertvoller – und dabei muss es sich nicht zwingend um einen Meer-, Berg- oder Grünblick handeln. Zwar kann der Blick über einen Park in der Stadt natürlich auch etwas, aber die urbane Dachlandschaft kann genauso attraktiv sein, vor allem, wenn man auf diese hinunter und nicht hinaufschaut.
Uneinsehbarer Ausblick
Mindestens ebenso kostbar wie der eigene Ausblick, ist das Fehlen jeglicher Einblicke. Denn wenn der Nachbar täglich weiß, was auf der eigenen Terrasse serviert wird, trübt das das Wohnvergnügen doch beachtlich. Grundsätzlich müsse man bei der Bewertung im urbanen Bereich zwischen den immer öfter auch in Wien aufragenden Türmen und klassischen Häusern unterscheiden, erklärt Martin Müller, Geschäftsführer von JP Immobilien: „Wenn es sich um Häuser in den Bezirken eins bis neun und eine echte Aussicht – also nicht die Spitze des Stephansdoms aus dem Fenster des Abstellraums – handelt, ist die Wohnung damit rund 20 Prozent mehr wert“, berichtet der Makler, was ein schöner Blick aus dem Wohnzimmer kann. Kommt die Uneinsehbarkeit dazu, dürfen weitere zehn Prozent draufgeschlagen werden.
Bei den Türmen, die diese Eigenschaften zumindest derzeit noch von Haus aus mitbringen, sei es dagegen eine Frage der Etage, ab wann die Ausblicke teurer werden. „Dort findet meist ab dem achten Stock ein Sprung statt, weil ich ab dieser Höhe über alles drüberschaue“, so der Makler. Wobei hier natürlich die Frage, was drumherum ist, ebenfalls eine ganz besondere Rolle spiele: „Ob ich von meinem Wohnzimmer aus auf die Autobahn oder über den Prater schaue, macht schon einen gewaltigen Unterschied.“
Kaiser- und Kirchenblick
Noch einmal wichtiger wird der Ausblick, wenn die Immobilie nicht das primäre Wohnbedürfnis befriedigen soll, sondern für die entspannten Zeiten des Jahres gedacht ist. Deswegen sei es in Kitzbühel auch gar nicht so leicht zu sagen, wie viel mehr oder weniger ein Objekt mit oder ohne Aussicht kostet, erklärt Christian Krassnigg, Inhaber des gleichnamigen Kitzbüheler Immobilienunternehmens. „Da ist es dann eher so, dass der Käufer das Objekt gar nicht erst nimmt, wenn der Blick nicht stimmt.“
Am begehrtesten sei der Blick auf den Wilden Kaiser, außerdem gehören zu den „Big Five“ in Sachen Aussicht das Kitzbühler Horn, die Kirche, der Hahnenkamm und darauf natürlich die Streif. „Der Blick auf die Streif ist bei uns das, was in Monaco der Ausblick auf die Rennstrecke ist“, verdeutlicht Krassnigg. Diesen hätte man natürlich gern, wenn man schon bis zu 35.000 Euro für einen Quadratmeter Wohnfläche oder teilweise über 10.000 Euro für einen Quadratmeter Grund etwa am Sonnberg bezahlt. „Dort habe ich dann aber auch den Blick über die Streif, den Wilden Kaiser, die Stadt und den Lebenberg mit dem Schloss“, erklärt der Makler die Preise.
Seeblick erste Frage
An den heimischen Seen gehört der Blick ebenfalls zu den wichtigsten Kaufargumenten. „Die Frage nach dem Seeblick kommt immer als Erstes, und die Penthäuser sind entsprechend immer zuerst verkauft“, berichtet Günther Seidl, Inhaber von Seidl Immobilien in Velden. In den vergangenen Jahren seien die Preise für diese Immobilien noch einmal extrem gestiegen, so der Makler: „Was daran liegt, dass der allererste Wunsch, das Wohnen direkt am Wasser, fast nicht mehr möglich ist. Ein schöner Seeblick ist dann eben das Zweitbeste.“ Wobei am Wörthersee der schönste Blick einen nicht zu leugnenden Haken hat: „Diesen hat man definitiv am Nordufer, aber dort befindet sich eben auch die Autobahn“, sagt Seidl.
Viele Kunden nehmen deren Lärm aber durchaus in Kauf, wenn sie dafür über das Wasser auf das Südufer schauen können, das am Nachmittag und Abend in der Sonne liegt. Und sie lassen es sich um einiges mehr kosten: Für einen Grund ohne Blick werden am Nordufer laut Seidl um die 150 Euro pro Quadratmeter fällig; mit kostet er 600 bis 700 Euro. (SMA)