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Roland Weißmann: "Fleischmann hat keinen Einfluss"

Daniel Novotny
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Der neue ORF-Generaldirektor, Roland Weißmann, geht auf Distanz zur ehemaligen ÖVP-Riege im Kanzleramt: „Messen Sie mich an meinen Taten.“ Was hat er also vor?

Schon lange war im ORF nicht mehr so viel im Umbruch wie 2022: Der Bezug des neuen ORF-Campus am Wiener Küniglberg und die Inbetriebnahme des multimedialen Newsrooms werden die journalistische Arbeit der ORF-Information einschneidend verändern. Das Sagen hat seit 1. Jänner eine komplett ausgetauschte Führungsriege unter dem neuen Generaldirektor Roland Weißmann, der am Donnerstag zu einer ersten Pressekonferenz lud. Er wird von der bereits vor seiner Amtszeit beschlossenen Gebührenerhöhung profitieren – und werde dennoch in den kommenden fünf Jahren 200 Millionen Euro einsparen müssen. Die Medienbehörde prüft den Gebührenantrag kommende Woche, erst danach will Weißmann einen Termin nennen.

Geerbt hat er von seinem Vorgänger Alexander Wrabetz auch die Verhandlungen über eine Digital-Novelle des ORF-Gesetzes, die er für die Implementierung der Digital-Plattform (ORF-Player) braucht. Jetzt muss Weißmann mit Verlegern und Privatsendern verhandeln – und mit einer Politik, die in Sachen Medien seit Jahren nichts weitergebracht hat. Auch auf deren Seite gibt es eine neue Ansprechpartnerin: Susanne Raab hat als Ministerin zu ihren bisherigen Aufgaben auch die Medienagenden übernommen. Mit ihr habe es „ein Erstgespräch“ gegeben, so Weißmann. Er sei, „optimistisch“, dass die Novelle kommen wird. Wann, bleibt offen.

Unter Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) waren die Medien Chefsache. Gerald Fleischmann nahm als Medienbeauftragter des Kanzleramts vor der ORF-Wahl an Treffen der türkisen Stiftungsräte mit Weißmann teil. Ob Fleischmann, heute Referent im ÖVP-Klub, noch medienpolitischen Einfluss habe? „Was mich betrifft, hat er keinen mehr“, sagt Weißmann. Ob er seit dem Abgang von Kanzler Kurz mehr Spielraum habe? „Ich hatte damals den selben Spielraum wie ich ihn jetzt habe.“ Er habe sich „freiwillig“ als Generaldirektor beworben, es habe ihn niemand gefragt. „Messen Sie mich an meinen Taten.“

ORF-Quoten im Höhenflug

Weißmann hat einen ORF im Höhenflug übernommen: Der Marktanteil lag 2021 bei 35,5 Prozent (12+) – der höchste Wert seit 2012. Jetzt müsse man zum multimedialen Broadcaster werden, so Weißmann. Die Zusammenführung der drei Info-Redaktionen von TV, Radio und Online im Newsroom ist „für Juni geplant“. Ende August soll Ö1 von der Argentinierstraße (wo das Landesstudio Wien und das RSO bleiben) auf den Küniglberg übersiedeln, danach folgt Ö3. Naturgemäß werden durch die Übersiedlung auch Um- und Neubesetzungen nötig. Dass drei Männer Chefredakteure werden sollen, kommentierte Weißmann launig: „Glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht.“

Und was hat er mit dem Programm vor? „Der ORF soll digitaler, jünger und diverser werden“, wiederholte er einen Leitsatz. 2022 will er eine Initiative starten, mit der die Nutzung des ORF in der Zielgruppe unter 30 gesteigert wird. „Im März werden wir eine Social-Media-Strategie vorstellen, die auch eine YouTube-Strategie beinhalten wird.“ Die „ZiB“ habe auf TikTok binnen kurzer Zeit 200.000 Follower gewonnen, „die wir sonst nur sehr schwer erreicht hätten“. Den ORF-Player, auf dem die Digitalangebote des ORF gebündelt werden sollen, kann es in vollem Umfang erst geben, wenn das ORF-Gesetz novelliert ist. Bis dahin lautet die Devise: „Evolution statt Revolution“. Demnächst werde man z. B. auf orf.sport.at einen Olympia-Kanal für die Olympischen Spiele in Peking starten – mit Livestreams und Videos.

„Zentrales Leitmedium“ bleibe aber das Fernsehen. Im März startet „Starmania“ – musikalisch erweitert um moderne Schlager à la Helene Fischer. Ende Jänner wird eine komplett neue Jury präsentiert, so Weißmann. Es werde ein „Kult-Comeback“ von „MA2412“ geben – drei Specials mit Alfred Dorfer und Roland Düringer –, auch neue Folgen von „Vienne Blood“ und künftig eine „Universum“-Premiere im Monat. Uli Brée arbeitet an einer Nachfolgeserie zu den „Vorstadtweibern“, die sich „Die Biester“ nennt.

ORF-1-Vorabend: „Softer Relaunch“

Weißmann hat keine „größte ORF-Reform aller Zeiten“ angekündigt wie einst sein Vorgänger Wrabetz. Aber er macht beim Fernsehen gerade „Inventur“. „ORF 2 funktioniert sehr gut“, sagt er. Für ORF 1 arbeite die neue Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz „an einem soften Relaunch“ für den Vorabend – rund um die Quizshow „Q1“, die „exzellent“ funktioniere. Er erwarte erste Ergebnisse im April, sagt Weißmann und stellt klar: „Die ,ZiB‘-Durchschaltung wird bleiben.“

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