Die Queen entzieht ihrem zweitältesten Sohn alle militärischen Dienstgrade. Im Prozess um die Missbrauchsvorwürfe gegen ihn muss er sich als privater Bürger verteidigen, teilt der Buckingham-Palast mit.
Die britische Queen Elizabeth II. hat ihrem wegen Missbrauchsvorwürfen in den USA verklagten Sohn Prinz Andrew alle militärischen Dienstgrade und royalen Schirmherrschaften entzogen. Andrew werde sich in dem Prozess als privater Bürger verteidigen, teilte der Buckingham-Palast in London am Donnerstag mit.
"Mit der Zustimmung und dem Einvernehmen der Queen wurden die militärischen Ränge und royalen Schirmherrschaften des Herzogs von York an die Queen zurückgegeben", hieß es in der Mitteilung.
Klägerin Virginia Giuffre wirft Andrew in einem Zivilverfahren in den USA vor, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben. Sie gibt an, zuvor Opfer eines von dem US-Multimillionär Jeffrey Epstein und seiner Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell aufgebauten Missbrauchsrings geworden zu sein. Maxwell war erst vor kurzem von einem Gericht in einem US-Strafverfahren in mehreren Punkten schuldig gesprochen worden und muss mit einer langen Haftstrafe rechnen. Epstein nahm sich 2019 in Untersuchungshaft das Leben. Andrew streitet alle Vorwürfe kategorisch ab.
Antrag auf Einstellung der Klage abgewiesen
Die Anwälte des 61 Jahre alten Prinzen hatten bis vor kurzem gehofft, die Klage noch im Keim ersticken zu können. Doch deren Einwände lehnte der Richter des New Yorker Gerichts am Mittwoch ab. Sollte es nun nicht noch zu einer außergerichtlichen Einigung kommen, steht Andrew ein Prozess bevor.
Mehr als 150 britische Militär-Veteranen hatten die Queen am Donnerstag in einem offenen Brief aufgefordert, Prinz Andrew von seinen Rollen im Militär zu entbinden, da er den mit den Dienstgraden verbundenen hohen Standards von ehrenhaftem Verhalten nicht gerecht geworden sei. "Wäre dies irgendein anderer ranghoher Militäroffizier, wäre es indiskutabel, dass er noch im Amt wäre", hieß es in dem Schreiben.
Auch die Stadt „York“ hat Bedenken
Ein hochrangiger Ratsvertreter der englischen Stadt York hat im Missbrauchsskandal um den britischen Prinzen Andrew gefordert, dieser solle auch seinen Titel als "Herzog von York" verlieren. "Nachdem die Queen ihm seine militärischen Rollen und royalen Schirmherrschaften entzogen hat, sollte er nun auch auf seinen Titel als Herzog von York verzichten", sagte der Liberaldemokrat Darryl Smalley aus dem City of York Council am Freitag.
York sei stolz auf seine besondere Verbindung zur Krone. Nun müssten alle Anschuldigungen, die gegen Andrew erhoben wurden, aufgearbeitet werden. "Unsere großartige Stadt hat Besseres verdient", twitterte Smalley.
(APA/AFP)