Coronavirus

Pannen bei PCR-Tests: Diskussion um Strategiewechsel

Das PCR-Testsystem in Österreich hat in den vergangenen Tagen für massive Probleme gesorgt. Das wurde vor allem an den Schulen sichtbar.
Das PCR-Testsystem in Österreich hat in den vergangenen Tagen für massive Probleme gesorgt. Das wurde vor allem an den Schulen sichtbar.(c) REUTERS (AXEL SCHMIDT)
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Wegen Omikron sind vielerorts die Testkapazitäten an ihre Grenzen gestoßen. Statt flächendeckend zu testen, könnten künftig Schwerpunkte gesetzt werden, schlagen Experten vor. Wien baut indes sein Testsystem weiter aus.

Die Omikron-Variante des Coronavirus lässt in Österreich die Zahlen der täglichen Neuinfektionen nach oben schnellen - was auch das PCR-Testsystem in manchen Regionen zunehmend an seine Belastungsgrenze stoßen lässt. Dies stößt nun eine Diskussion über eine Änderung der Teststrategie an.

Denn nicht jeder werde sich überall wie bisher testen lassen können, meinte Generalmajor Thomas Starlinger, Mitglied der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination ("Gecko"). Man werde gezwungen sein, Schwerpunkte in gewissen Bereichen zu setzen und auch auf Antigen-Tests zurückgreifen müssen, betonte er am Donnerstagabend in der „ZiB Nacht“. Schwerpunkte seien dann in den belasteten Regionen im Pflegebereich, den Schulen und der kritischen Versorgung zu setzen.

Einen Strategiewechsel werde es allerdings nicht geben, stellte „Gecko“ am Freitag dann klar. Man werde weiterhin für möglichst breites Testen eintreten. Allerdings werde man bei de rheutigen Sitzung der Frage nachgehen, ob man die weniger genauen Wohnzimmertests wieder forcieren sollte, um etwaige Engpässe bei den Kapazitäten auszugleichen. Selbiges hatte auch das Land Salzburg vorgeschlagen.

Änderung der Teststrategie?

Vor dem Hintergrund der stark steigenden Coronavirus-Infektionen war zuletzt immer wieder eine Adaption der Teststrategie in den Raum gestellt worden. Infektiologe Weiss etwa kritisierte das „übermäßige Testen“ in Österreich: "Dieses ungezielte Testen bringt für die Pandemiebekämpfung eigentlich wenig.“ Es gehöre „aus der Welt geschafft“, sagte er, Tests sollten gezielt und symptombasiert aufgrund einer "medizinische Indikation" bzw. im Rahmen des Contact-Tracing oder in kritischen infrastrukturellen Bereichen erfolgen.

Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser sprach gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" von einem „Testwahnsinn“, den es zu überdenken gelte - sollte sich herausstellen, dass Omikon zu einem milden Verlauf führe. Würde eine Überlastung der Spitäler nicht eintreten, "kann man mit dem großflächigen Testen aufhören", sagte er. Vielmehr sollte das Testen auf gefährdete Gruppen und sensible Bereiche fokussiert werden.

Auch Virologin Puchhammer-Stöckl regte gegenüber Puls 4 an, „nicht mehr kreuz und quer“ zu testen. Vielmehr sollte man auf vulnerable Gruppen fokussieren, um eher zu diagnostizieren. Und Virologin Dorothee von Laer sagte am Mittwoch im Ö1-„Morgenjournal“, man solle durchaus auch auf Antigen-Tests zurückgreifen. Sie würden ein rasches Ergebnis liefern und zumindest hochansteckende Personen ermitteln. Keinesfalls solle man sich aber „weg von Tests“ bewegen.

Wien rüstet auf

Eine vernünftige Teststrategie sei „essenzieller denn je“, betonte Simulationsforscher Niki Popper im Interview mit der „Kleinen Zeitung“, der wiederum Wien mit seiner breiten PCR-Teststruktur als Musterbeispiel heranzieht: „Wenn ich es wie in Wien schaffe, bei vielen Tests möglichst viele Positive herauszuholen, flache ich damit die Welle ab.“ Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) will an der Strategie ohnehin nichts ändern. "Ich werde dieser Empfehlung der Frau Professor Puchhammer sicher nicht folgen“, sagte er gegenüber Puls 24. Die Tests würden Sicherheit geben, und er „denke nicht im Traum daran", diese den Menschen zu nehmen.

Am Freitag legte sein Sprecher, Mario Dujaković, nach: „Wien wird weiter am PCR-Testsystem festhalten. Es gab nie und es gibt jetzt keinen Grund, davon abzugehen. Unsere Kapazität ist stabil und hält nun noch größeren Belastungen Stand“, schrieb er auf Twitter. Mehr noch, das Testsystem werde weiter ausgebaut. Um das „kontinuierlich wachsende Testvolumen“ in den Griff zu bekommen, wurden zwei zusätzliche Pavillons auf dem Areal der Klinik Penzing eröffnet. „Lifebrain“ könne somit 800.000 PCR-Tests pro Tag analysieren. Die gerne zitierte „Eigenverantwortung“ sei keine Privatsache, so Dujaković: Dort, wo es „supereinfach" PCR-Tests gebe, nutzten das die Leute auch privat. Dort, „wo es super schwer ist, einen PCR-Test zu bekommen, machen sie es nicht“- selbst wenn dies alle wollten.

Testergebnisse an Schulen mangelhaft oder verspätet

Besonders an den Schulen war es in den vergangenen Tagen zu massiven Problemen gekommen. Statt dem angekündigten „sicheren Schulstart“ nach den Weihnachtsferien, an dem regelmäßig PCR-Tests durchgeführt werden sollen, gab es zahlreiche Meldungen von ungültigen oder ausbleibenden Ergebnissen.

Niederösterreichs Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) sprach etwa von einem „inakzeptablen Zustand": Viele Tests seien nicht abgeholt und nicht ausgewertet worden. „Es hat sich leider gezeigt, dass wir keine gültigen Ergebnisse flächendeckend erhalten haben“, sagte auch die Kärntner Bildungsdirektorin Isabella Penz, das Labor habe aus technischen Gründen leider keine Rückmeldung geben können. In der „ZiB 2“ meinte Isabella Zins, Sprecherin der AHS-Direktorinnen und Direktoren, dass der Ärger groß sei. „Wir müssen uns verlassen können, dass wir die Ergebnisse zeitgerecht und korrekt zurückbekommen."

Das Bildungsministerium hat eine Überprüfung der Qualität des PCR-Testsystems angekündigt. Es hält trotz der aktuellen Technik-Probleme am Plan fest, ab Montag an allen Schulen zwei Mal pro Woche die sensibleren PCR-Tests einzusetzen. "Die Bietergemeinschaft hat zugesagt, die Probleme bis zur kommenden Woche zu lösen", hieß es am Freitagvormittag.

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(bsch/ag)

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