Aktion kritischer Schüler_innen

Matura: SPÖ-Schüler rufen zum Warnstreik auf

Der Streit um die Matura setzt sich fort.
Der Streit um die Matura setzt sich fort.(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Die AKS fordert, dass zwischen einer Matura mit freiwilliger mündlicher Prüfung und einer Durchschnittsmatura, die sich aus den Noten der beiden letzten Schuljahre zusammensetzt, gewählt werden kann.

Vertreter der SPÖ-Vorfeldorganisation Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) rufen für Dienstag (18. Jänner) zum einstündigen Warnstreik "für eine faire Matura“ auf. Die AKS fordert, dass die mündliche Matura wie in den beiden vergangenen Jahren freiwillig sein soll. Bisher haben laut AKS-Vorsitzender Flora Prantl 15 Schulen aus fünf Bundesländern ihre Teilnahme angekündigt. Sollte die Aktion keinen Erfolg zeigen, werde man in der Woche darauf "mit richtigen Streiks durchstarten".

Bei den Warnstreiks am Dienstag sollen die Schülerinnen und Schüler zwar in die Schule kommen, aber dann eine Stunde lang dem Unterricht fernbleiben, erklärt Prantl. Die SPÖ-Schülervertretung habe sich für diese Variante und nicht etwa für einen Streik vor dem für die Matura-Regeln verantwortlichen Bildungsministerium entschieden, weil man so vielen Schulen wie möglich eine unkomplizierte Teilnahme am Warnstreik ermöglichen wollte. "Wir finden es auch cool, dass so eine Aktionsform einmal direkt an den Schulen stattfindet." Insgesamt gibt es in Österreich rund 700 AHS und BHS, 15 (aus Wien, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg) wollen sich laut AKS fix am Warnstreik beteiligen. Die nächste Eskalationsstufe wäre dann laut Prantl ein bundesweiter Streik von Schülerinnen und Schülern.

Konkret fordert die AKS, dass die Schüler zwischen einer Matura mit freiwilliger mündlicher Prüfung und einer Durchschnittsmatura, die sich aus den Noten der beiden letzten Schuljahre zusammensetzt, wählen dürfen. Auch die Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeiten (AHS) und Diplomarbeiten (BHS) soll freiwillig sein. Zusätzlich brauche es Maßnahmen für weniger Leistungsdruck und eine Verbesserung der psychischen Gesundheit.

„Enorme psychische Belastung"

Die Schüler der Abschlussklassen seien seit Pandemiebeginn psychisch überlastet, hätten Distance Learning, Hybridunterricht und alle möglichen Coronabestimmungen flexibel mitgemacht. "Mit diesen Maturaregelungen fühlen wir uns aber endgültig im Stich gelassen! Wir leben noch immer in einer Pandemie", wird die Wiener AHS-Landesschulsprecherin Maria Marichici in der Aussendung zitiert. Die Schüler und Schülerinnen seien "komplett überfordert, fühlen sich nicht vorbereitet und leiden unter enormer psychischer Belastung", so Prantl.

Unterstützung für ihre Anliegen kommt von der Mutterpartei: Schüler des Maturajahrgangs 2022 seien seit der sechsten Klasse durch Pandemie und "Missmanagement der Bundesregierung" im Dauerausnahmezustand. "Wer auf Basis dessen heuer wieder auf eine 'Matura wie damals' umstellen will, verkennt die Realität und tut so, als hätte es Corona nie gegeben", so SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler. Andere Schülervertreter sind auf Distanz: Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger von der ÖVP-nahen Schülerunion teilt zwar die Forderung nach einer freiwilligen mündlichen Matura, will bei der Durchsetzung aber "weiterhin auf den direkten Austausch mit dem Ministerium setzten", wie sie im Ö1-"Mittagsjournal" betonte. Auch jene Initiative von 100 Schulsprechern bzw. deren Stellvertretern, die jüngst in einem Offenen Brief Erleichterungen bei der Matura gefordert hat, will die Aktion nicht unterstützen. Der Initiative sei es wichtig, parteiunabhängig ein Zeichen zu setzen, so Sprecher Mati Randow. Ob die Gruppe eigene Streiks organisiert, soll am Montag bekanntgegeben werden.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) zeigte in einer Stellungnahme zwar Verständnis für die Situation der Schüler, will jedoch an seinen Plänen festhalten. Ihm sei bewusst, dass die Auswirkungen der Pandemie noch spürbar sind. Daher gebe es auch dieses Jahr "eine Vielzahl an Erleichterungen bei der Matura", verwies er auf die Einschränkung der Themenbereiche und den späteren Abgabetermin der vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA). Zudem werde es einen Ersatzprüfungstermin geben und die Jahresnote werde in die Maturanote miteinberechnet. Die Matura sei ein Schlüsselmoment im Leben einer Schülerin bzw. eines Schülers, bei dem man sein Wissen präsentieren könne. "Ich bin daher froh, dass auch die mündliche Matura aus derzeitiger Sicht dieses Jahr unter allen nötigen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden kann."

(APA)

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