Regionale Zusammenarbeit

Internationale Bodenseekonferenz feiert 50-jähriges Bestehen

Bodenseekonferenz/Bodenseetourismus/Achim Mende
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1972 verbanden sich die Anliegerregionen am Bodensee vor allem aus ökologischen Motiven: Es ging um die Verschlechterung der Wasserqualität. Seither wurde der Verbund erweitert, die Großregion ist eine der lebenswertesten und wohlhabendsten Europas.

Die Internationale Bodenseekonferenz (IBK) hat am Freitag auf dem 2502 Meter hohen Säntis in der Ostschweiz, einem weithin sichtbaren Berg an der Grenze zwischen dem Appenzellerland und dem Kanton St. Gallen, rund 20 Kilometer von Feldkirch in Vorarlberg entfernt, ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert.

Der Schweizer Bundespräsident, Ignazio Cassis, am Vortag noch auf Staatsbesuch in Wien, kündigte dabei die Bildung einer „Regierungskommission Bodensee" an, die die Anliegen des Verbundes aus Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, die um den Bodensee liegen, sowie Liechtensteins in den Nationalstaaten vertreten wird. Vorarlbergs Landeshauptmann, Markus Wallner (ÖVP), betonte die nicht zuletzt massive wirtschaftliche Bedeutung der Großregion: „Wir sind ein Schwungrad in Europa."

Appenzellerland Tourismus AI

Österreich ist in der IBK naturgemäß durch Vorarlberg vertreten. Für Deutschland sind es Bayern und Baden-Württemberg, für die Schweiz die Kantone Schaffhausen, Zürich, Thurgau, St. Gallen, Appenzell Außerrhoden und Appenzell Innerrhoden. Im Kerngebiet dieser „Euregio Bodensee" (so der Name seit 1997) leben auf rund 14.800 Quadratkilometern mehr als vier Millionen Menschen.

Überdurchschnittliche Wirtschaftskraft

Der Lebensstandard und die wirtschaftliche Wertschöpfung dort, massiv gestützt auf Industrie, Gewerbe und Tourismus, zählen vom Niveau her zu den höchsten Europas. Das BIP der Bodenseeregion betrug in den vergangenen Jahren (2018: rund 270 Mrd. Euro) mehr als sechs Prozent des kombinierten BIP von Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein. Es war/ist demnach überproportional groß: Denn die Gesamtbevölkerung dieser Staaten beträgt rund 102 Millionen Menschen, in der Bodenseeregion leben rund vier Prozent davon - die aber besagte sechs Prozent des Gesamt-BIP erwirtschaften. Hier ein nettes Tool zur Ansicht über die Region.

Bodenseekonferenz

Ursprung der Bodenseekonferenz war die Notwendigkeit der Kooperation in Umwelt- und Gewässerschutzfragen. Der unmittelbare Auslöser war damals eine massive Verschlechterung der Qualität des Bodenseewassers durch Düngemittel und Verschmutzung. Bis Ende der 1970er drohte der See, mit rund 536 Quadratkilometern der drittgrößte Mitteleuropas, sogar zu „kippen" und zum toten Gewässer zu werden. Zudem war die Trinkwasserversorgung der angrenzenden deutschen Regionen bedroht.

Er ist schon zu sauber geworden

Letztlich wurde der See gerettet und ist heute supersauber, aber gilt wegen des massiv verminderten Phosphat-Eintrages sogar als zu nährstoffarm. Seine Wasserqualität ähnelt jener von Grund- und Quellwasser. Wäre der See gekippt, hätte das die Fischbestände verheerend reduziert bis ausgelöscht - aber heute beklagen die Fischer, dass die Bestände eben wegen des sauberen Wassers gering sind, besonders hinsichtlich gesuchter Speisefische (etwa Felchen). Siehe unten ein Link zu einem Filmbeitrag dazu.

Die Zusammenarbeit hat sich seither auf viele weitere Themen erweitert, etwa Bildung, Forschung, Tourismus und Verkehr. Man versucht, grenz- und topografiebedingte Hemmnisse abzubauen, und bemüht sich um eine einheitliche Außendarstellung.

Wolfgang Greber

Die Zusammenarbeit in der Praxis geschieht recht locker auf Ebene der Regierungen und ihrer Behörden. In Konstanz (Baden-Württemberg) gibt es eine zentrale Geschäftsstelle. Der Vorsitz über die IBK wechselt jährlich, aktuell hat ihn der Kanton Appenzell Ausserrhoden inne.

„Weiterentwicklung auf föderalistischem Weg"

Präsident Cassis würdigte die Arbeit der IBK, wo man sich auf föderalistischem Weg für die Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit einsetze. Aktuell sei der Energiesektor (Stichwort: E-Mobilität) wachsend bedeutsam, und natürlich das Problem der Pandemie mit all ihren Auswirkungen nicht zuletzt auf den Grenzverkehr und die Grenzgänger.

Das Vorbild der Regierungskommission Bodensee ist die bereits 1975 gegründete „Regierungskommission Oberrhein", das Dachgremium der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz mit ihren regionalen Teilnehmerm in diesen Ländern. Im Mai soll in St. Gallen das erste diesbezügliche Pilot-Treffen stattfinden.

Landeshauptmann Wallner sagte, dass so ein Gremium wichtig sei, sich gegenüber den Zentralregierungen bemerkbarer zu machen. Vorarlberg habe stets die Idee starker Regionen vertreten; die Bodenseeregion könne gerade in der Wirtschaftskraft, aber auch bei den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine Führungsrolle einnehmen.

>>> Bodenseekonferenz

>>> Bodenseeregion in Zahlen

>>> Säntisbahn

>>> Der See ist zu sauber

(APA/wg)

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