Nahrung

Warum Essen teurer werden muss

Getty Images/Westend61
  • Drucken

Zu wenig Erdäpfel in Japan, zu wenig Fleisch in den USA: In den Regalen der Händler tun sich Lücken auf. Das ist zwar keine echte Versorgungskrise, aber einer von vielen Gründen, warum Essen bald mehr kosten wird.

Wien. Man kann es auch übertreiben: „Pommes-Krise in Japan“, titelte die „Süddeutsche Zeitung“, als Ende des Vorjahrs bekannt wurde, dass McDonald's in Japan wegen Problemen beim Erdäpfelnachschub nur noch kleine Pommes-Frittes-Portionen anbietet. Eine Schlagzeile zum Schmunzeln. Ein paar Wochen später, mitten in der globalen Omikron-Welle, ist vielen in der Branche das Lachen vergangen. Mittlerweile sind Erdäpfel auch in Kenia Mangelware, weil die Container im Corona-Logistikchaos hängen bleiben. In Europa bedroht die Geflügelpest die Versorgung mit Eiern, die Währungskrise in der Türkei verteuert Haselnüsse. Australier dürfen Faschiertes nur noch alle zwei Wochen einkaufen, und in den USA hält Omikron so viele Menschen von der Arbeit fern, dass sogar das Katzenfutter knapp wird.

Hinweis auf eine echte Versorgungskrise sei das aber nicht, beruhigen Experten. Es gibt genug Essen, es ist – mangels funktionierender Lieferketten – nur oft am falschen Ort. Doch die Anekdoten sind auch Teil einer fundamentalen Wende an den Agrarmärkten, für die wir alle noch tief in die Tasche greifen werden. Die Selbstverständlichkeit, dass alles jederzeit und billig verfügbar sein muss, ist vorerst Geschichte.

Fragile Logistik, steigende Kosten

„Die Logistikprobleme, die infolge der Pandemie auftreten, treiben auch die Lebensmittelpreise in die Höhe“, sagt Franz Sinabell, Agrarökonom beim Wifo, zur „Presse“. Österreich ist davon noch nicht betroffen, aber in den Vereinigten Staaten, Australien und Großbritannien bleiben Lieferungen regelmäßig aus. Und die Ware, die es bis ins Land schafft, kostet entsprechend mehr als vor der Krise. Noch stärker aber ist der Effekt der Energiepreiskrise auf die Agrarbranche.

Die Kosten für Erdgas haben sich seit dem Sommer in Europa mehr als verfünffacht. Da Erdgas ein wichtiger Bestandteil der Düngemittelproduktion ist, müssen Landwirte heute zweieinhalb Mal so viel für Stickstoffdünger bezahlen wie noch vor einem halben Jahr. Die Folge: Die europäischen Landwirte haben bis zum Herbst um 60 Prozent weniger Dünger und Pestizide eingekauft als in einem normalen Jahr. Ändert sich daran nichts, drohen Ernteausfälle von bis zu einem Drittel – und das ganz unabhängig von klimawandelbedingt häufigeren Dürren und Fluten, die den Ertrag zusätzlich bedrohen. Die große Erholung des Gaspreises ist derzeit erst für 2023 prognostiziert.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Krankheit

Ostern ohne Freilandeier?

Die Vogelgrippe hat auch Österreich fest im Griff. Hühner müssen in den Stall, die Versorgung mit Freilandeiern wird knapp.
Mächtige Lebensmittelhändler hätten bisher verhindert, dass Produzenten ihre Preise in Österreich erhöhen, glaubt das Wifo.
Preise

Die Inflation landet auf dem Teller

Weltweit waren Nahrungsmittel im Vorjahr so teuer wie seit zehn Jahren nicht. Österreichs Konsumenten bekamen davon noch nicht viel zu spüren. Doch das wird sich bald ändern.
EMPTY SUPERMARKET SELVES SYDNEY, Empty shelves of meat products are seen at a supermarket in Sydney, Friday, January 7,
Leitartikel

Die jetzigen Versorgungsprobleme sind nur Vorboten der Zukunft

Die Pandemie und die von ihr ausgelösten Logistikprobleme werden wieder vorübergehen. Der Klimawandel und seine Dauerfolgen werden bleiben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.