Mein Samstag

Speerwurf im Wohnzimmer

Reuters
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Wir sind in den Weihnachtsferien, sie scheinen schon wieder Wochen her, wie stets in dieser wunderbaren Parallelwelt versunken, in der man Raum und Zeit vergessen darf.

Diesmal noch mehr als sonst, denn das Kind hat zu Weihnachten eine Nintendo Switch bekommen, auf der ich gelegentlich mit in die Super Mario 3D World eintauchen durfte.

Das ist für jemanden wie mich, der zwar mit Super Mario, aber in einer sehr zweidimensionalen Computerwelt groß geworden ist (auf dem Vorvorvorläufer der Switch, der NES), durchaus eine Herausforderung. Weil mein Gehirn in der Kindheit derart zweidimensional geprägt wurde, stürzen meine Marios, Luigis und Prinzessinnen sehr, sehr häufig seitlich über die Kanten aus dem Spielbereich, was in der 2-D-Version vor 25, 30 Jahren noch nicht möglich war. Genau diese zweidimensionale Tollpatschigkeit gefällt dem Kind („Das ist so lustig, weil du dauernd runterfällst“) beim gemeinsamen Spielen besonders gut.

Wir waren aber nicht nur träge unterwegs, zwischendurch haben wir auch an internationalen Sportwettkämpfen teilgenommen. Also mehr so passiv, denn auf der Switch kann man auch die Olympischen Spiele in Tokio nachspielen. Dabei sitzt man bequem auf der Couch oder steht – ambitionierter und dadurch auch marginal sportlicher – vor dem TV. Die Bewegungen, die man dabei mit dem Controller in der Hand ausführt, übertragen sich im Spiel. Stößt man etwa den Controller beherzt nach vorn, startet die Spielfigur einen Fecht-Angriff (Das heißt bestimmt in der Fecht-Fachsprache anders, aber Sie wissen, was ich meine).

Am allerbesten beherrscht das Kind das Speerwerfen bei den Olympischen Spielen, für das sich auch der eine oder andere Verwandte begeistern konnte. Einer von ihnen, ich nenne keine Namen (der Opa!) hat beim Speerwerfen nämlich derart motiviert und schwungvoll mit dem Controller ausgeholt, dass die Wohnzimmer-Deckenlampe leider beim Wurf irreparabel abgeräumt wurde. Wir müssen jetzt also demnächst zum Ikea. In diesem Sinne: Werfen Sie nicht so weit!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2022)

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