Literatur

Literaturstars im Inferno

Katharina Tiwalds Roman „Mit Elfriede durch die Hölle“ ist eine grandiose, bitterböse Aneignung von Dantes „Göttlicher Komödie“ – und zugleich Hommage an Jelinek und ihr Werk.

Das zurückliegende Dante-Jahr hat nicht nur eine Vielzahl von Würdigungen und Veröffentlichungen mit sich gebracht, sondern auch dafür sensibilisiert, wie nahe uns Dante und sein Werk sind – oder zumindest sein können. Die Ausgestaltung einer ungeahnten räumlichen Nachbarschaft bietet der Roman „Mit Elfriede durch die Hölle“ der österreichischen Autorin Katharina Tiwald, verlegt sie doch das Inferno an den Flughafen Schwechat. Nicht genug damit, aus diesem Ort des Über- oder auch Durchgangs einen höllischen Raum herauszuschälen – ihre mit viel Selbstironie gezeichnete Protagonistin „Frau Tiwald“ wandert, angelehnt an die Cantos der „Göttlichen Komödie“, durch die Tiefen einer völlig neuen Unterwelt.

Ganz im Sinne des referenzierten Klassikers ist „Tiwald“, Gewinnerin eines ominösen Literaturstipendiums, dabei nicht ohne Begleitung und Anleitung. An die Stelle Vergils tritt die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, deren Werk Tiwalds Roman gleichermaßen durchzieht: Von den „Ausgesperrten“ bis zu den „Schutzbefohlenen“ sind Zitate in Tiwalds Text einmontiert, die bildstärkste und im besten Sinne auch naheliegendste Referenz bleibt dabei das höllische Wimmelbild „Die Kinder der Toten“. Lakonisch im Tonfall, lustvoll über alle Register hinweg referenzierend und sich geradezu durchkalauernd ist „Mit Elfriede durch die Hölle“ auch diesem Roman deutlich nachempfunden.

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