Atomkraft

AKW: „Sauteure, hochgefährliche Retro-Lösung“

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Studie zeigt: Kleinreaktoren sind nicht wirtschaftlich.

Wien. Für die Atombefürworter hat die Zukunft drei Buchstaben: SMR. Das steht für „Small Modular Reactor“. Diese Kleinreaktoren sollen die Zukunft der Atomkraft sicherstellen. Die Stadt Wien hat eine Studie in Auftrag gegeben, um abzuklopfen, was an diesen Versprechungen dran ist. Untersucht wurden die wirtschaftlichen Aspekte.

Professor Reinhold Christian, Physiker und Geschäftsführer des Forums Wissenschaft und Umwelt, sagt, dass zwei derartige Kleinreaktoren in Betrieb seien (auf russischen Schiffen) und drei in Bau. Einer davon habe nach drei Jahren bereits Kostenüberschreitungen von 42 Prozent aufzuweisen. Ansonsten gebe es 66 Projekte, die „vor allem auf dem Papier bestehen“. Ein durchgehendes Konzept gebe es nicht – bis auf die Reaktorgröße. Um als SMR durchzugehen, sei die Reaktorleistung mit 300 MWe gedeckelt.

Bei den Recherchen haben die Studienautoren auch eine Arbeit des deutschen Bundesamts für Sicherheit der nuklearen Entsorgung entdeckt. Dort heißt es: „Es ist somit nicht zu erwarten, dass der strukturelle Kostennachteil von Reaktoren mit kleiner Leistung durch Lern- bzw. Masseneffekte kompensiert werden kann.“

Wiens Umweltstadtrat, Jürgen Czernohorszky (SPÖ): „Sauteure, hochgefährliche Retro-Lösung. Wir brauchen das Geld für erneuerbare Energien, Stromnetze und Speichertechnologien.“

„Ausfall nach Ausfall“

Martin Litschauer, Anti-Atom-Sprecher des Parlamentsklubs der Grünen, hat zudem über die vergangenen Monate die Ausfälle europäischer Atomkraftwerke verfolgt und ausgewertet. „Seit Ende 2021 ist ein Drittel der Atomkraftwerke in Frankreich aus Sicherheitsgründen abgeschaltet worden, 15 Reaktoren gleichzeitig. Angefahren wurden Kohlekraftwerke. Ausfall reiht sich an Ausfall.“ (milo)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2022)

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