Gegengift

Zoff wegen der Antipoden: Wer ist für Djoković?

Djoković Mural in Serbien
Djoković Mural in SerbienAPA/AFP/OLIVER BUNIC
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Darf man einen Top-Tennisspieler vom Geschäft abhalten? Das wäre ja so, als ob man Skilehrer am Besuch einer Berg-Disco hinderte.

Tennisspieler in nicht einmal unbedingt exklusiven Klubs kennen den Konflikt: Wer darf auf dem Einser-Platz spielen? Wer muss auf den zugigen Dreier neben dem Häusl, wo man ausgerechnet in der besten Arbeitszeit am späteren Nachmittag halb dem Schatten, halb der Sonne ausgesetzt ist? Bei unseren sieben Courts auf dem Dach der Konzernzentrale des Gegengifts haben wir das Problem basisdemokratisch gelöst: Wir wechseln bei ungerader Punktezahl nicht nur die Seiten, sondern reihum auch die Plätze. Das verzögert zwar im Extremfall sechs von sieben Matches ein wenig, schließt aber anderes Ungemach aus – etwa jenes, das bei strenger Anwendung von LGBTIQ-Regeln entstehen könnte. Wir wollen zwar sportlichen Wettstreit, aber nicht unbedingt den der Cancel Culture.

Dennoch eskalierte diesen Freitag auf unserer Dachterrasse beim Après-Tennis eine erst ganz entlegen scheinende Sportdiskussion: Was ist unsere Klub-Linie im Fall des Serben Novak Djoković, dem die Regierung Australiens kurz vorm Turnier in Melbourne erneut das Visum annullierte, weil es Ungereimtheiten wegen seines Impfstands und diverser Papiere gibt? Ja, dürfen die denn das, die Antipoden? Den Führenden im Welttennis von seinem Geschäft abhalten?

Vorbei war es mit der Toleranz. „Unbedingt abschieben! Wer die Impfpflicht nicht ehrt, ist den Grand Slam nicht wert“, sagten unsere Juristen, die in der Klub-Rangliste eher im unteren Drittel stehen. „Nein!“, brüllte die Nummer eins, die beim Out-Schreien ebenfalls top ist. Die Zwei assistierte ihm: „Das wäre ja so, als ob man Tiroler Skilehrer, Landeshauptmänner und Liftbetreiber daran hinderte, ihre Arbeitsstätten zu betreten – also auch all die Berg-Discos und Gaudi-Hütten!“

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