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Nato-Osterweiterung

Putins Glaubenskrieg mit der Nato

Drei Soldaten einer motorisierten Infanteriedivision jüngst bei einem Manöver in der südrussischen Region Rostow. Kommen sie demnächst in der Ukraine zum Einsatz?
Drei Soldaten einer motorisierten Infanteriedivision jüngst bei einem Manöver in der südrussischen Region Rostow. Kommen sie demnächst in der Ukraine zum Einsatz?Reuters/Pivovarov
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Wladimir Putin schickt Panzer gen Ukraine. Er zündelt, weil er sich betrogen fühlt: Mit der Nato-Osterweiterung soll der Westen Versprechen aus 1990 gebrochen haben. Doch stimmt das? Was Einer sagt, der 1990 dabei gewesen ist.

Jänner 2022: Die russischen Panzer nahe der Ukraine sind aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur, so sieht das auf den Satellitenbildern aus. In der Hofburg, dem Sitz der OSZE, sagen sie, die Kriegsgefahr in Europa sei so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Ein Woche der Krisendiplomatie geht ganz erfolglos zu Ende, mit einem Cyberangriff auf die Ukraine und einem heftig dementierten Bericht in der „Washington Post“, wonach Moskau Angriffe unter falscher Flagge planen könnte, um einen Vorwand für eine Invasion in der Ukraine zu schaffen.

Sicher ist: Putin hat Zigtausende Truppen in der Nähe zur Ukraine zusammengezogen. Er stellt Soldaten und Forderungen auf. Er verlangt, dass die Nato eine Osterweiterung ausschließt. Er fordert das vergeblich. Für die Nato ist Putin der „Aggressor“. Der Kremlchef selbst strickt an einer anderen Erzählung, in der sich Gegenwart und Geschichte verschränken, er zieht eine Linie zwischen heute und 1990, als die Sowjetunion noch existiert hat und der Warschauer Pakt, als Putin noch ein junger KGB-Agent in Dresden war, als die Berliner Mauer zwar schon gefallen, aber die DDR noch am Leben war und noch 380.000 sowjetische Soldaten dort stationiert waren. Damals, so geht Putins Geschichte, hat der Westen seine Heimat über den Tisch gezogen. Er hat im Abtausch für die deutsche Wiedervereinigung versprochen, dass sich die Nato nicht gen Osten erweitert – und dann fünf Erweiterungsrunden gedreht, die Ostflanke der Nato bis an die russische Grenze geschoben. Der Westen habe Moskau in einem Moment der Schwäche schamlos „ausgetrickst“, erklärte Putin erst neulich wieder.