Straßenszene mit Wandgemälde loyalistischer Paramilitärs in der Newtownards Road in Belfast.
Nordirland

Das geteilte Leid in Belfast

In Nordirland droht der Brexit alte Wunden aufreißen zu lassen. Doch die Armut verbindet. Viele Junge fühlen sich von den Politikern immer weniger repräsentiert. Sie versuchen, über die jahrzehntealten Gegensätze hinauszublicken. Ein Besuch in Belfast.

Ein sonniger Wintermorgen. Im Osten von Belfast wird ein Veteran der Armee zu Grabe getragen. Bedächtig zieht der Trauerzug die Newtownards Road entlang, voran der Dudelsackspieler, dahinter die sechs Sargträger. Union Jacks überall, manche Gäste tragen Armeeuniform oder zumindest militärische Kopfbedeckungen und Orden.

Der Zug passiert die protestantische Kirche und geht vorbei an einer Mauer, auf der steht: „Freedom Corner“. Das ist das Herz von East Belfast, wo Schriftzüge an Hauswänden dem pro-britischen Loyalismus huldigen. Während des bewaffneten Konflikts, der in Nordirland von den späten 1960er-Jahren bis Mitte der 1990er-Jahre tobte, den sogenannten „Troubles“, war hier eine Hochburg der Unionisten. Der Verbleib Nordirlands im Vereinigten Königreich, die Loyalität gegenüber der Krone, war für diese Leute ein Ziel, das es mit Gewalt zu verteidigen galt.

Früheste Erinnerung: eine Explosion. Stephen Donnan-Dalzell ist in der loyalistischen Gemeinschaft East Belfasts aufgewachsen, er entstammt der protestantischen Arbeiterklasse. Seine früheste Erinnerung ist ein Knall, der das Haus erschüttern ließ, dann ein Luftzug, Sprünge in den Fenstern der Nachbarn: ein Bombenanschlag der Irisch-Republikanischen Armee (IRA).

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