Großbritannien

Johnson will im Regierungssitz personell aufräumen

Premierminister Boris Johnson steht massiv unter Druck
Premierminister Boris Johnson steht massiv unter Druckimago images/i Images
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Der britische Premier steht nach Enthüllungen zu Feiern in Lockdown-Zeiten massiv unter Druck. Verbliebene Corona-Beschränkungen könnten am 26. Jänner aufgehoben werden.

Der um seinen Posten kämpfende britische Premierminister Boris Johnson will einem Medienbericht zufolge mit einem Rundumschlag unter seinen engsten Mitarbeitern seine politische Zukunft retten. Wie die "Sunday Times" am Sonntag berichtete, plant der konservative Regierungschef, personell umfassend in der Downing Street aufzuräumen und eine Reihe von "populistischen Ankündigungen" zu tätigen, um sich nach den Enthüllungen in der "Partygate"-Affäre im Amt halten zu können.

Zu den Plänen des Premiers soll auch zählen, die verbliebenen Corona-Beschränkungen am 26. Jänner aufzuheben. Johnson weigert sich dem Bericht zufolge, selbst die Verantwortung für die Regierungskrise zu übernehmen. Bei Treffen in den vergangenen Tagen soll er seinem Team vorgeworfen haben, ihn nicht geschützt zu haben. Johnsons Büroleiter Martin Reynolds, der Mitarbeiter trotz Lockdown-Regeln mit dem E-Mail-Aufruf "Bringt Euren eigenen Alkohol mit" zu einer Gartenparty eingeladen hat, dessen Vertreter Stuart Glassborow und Stabschef Dan Rosenfield gelten als wahrscheinlichste Kandidaten dafür, die Downing Street verlassen zu müssen.>>> Glosse: Downing in Downing-Street

Johnson ist unter anderem wegen Berichten über Partys an seinem Amtssitz in der Downing Street während eines Corona-Lockdowns mit strengen Kontaktverboten unter Druck geraten. Am Freitag entschuldigte er sich bei Königin Elizabeth II. Auch Parteifreunde haben Johnsons Rücktritt gefordert. Zudem läuft derzeit eine regierungsinterne Untersuchung der Vorfälle. Johnson wird auch der Popularitätsschwund der Konservativen Partei zur Last gelegt, die in Umfragen zehn Prozentpunkte hinter der oppositionellen Labour Party liegt.

Unterstützung für den Premier kam am Sonntag vonseiten der konservativen Parteispitze. Erst müssten die Vorwürfe geklärt werden, und dann müsse sich Johnson mit den Gepflogenheiten seiner Regierung auseinandersetzen, sagte Generalsekretär Oliver Dowden dem Sender Sky News.

Der "Sunday Express" schrieb, Johnson wolle alle Corona-bedingten Einschränkungen aufheben. Dazu gehöre die Pflicht zum Tragen von Gesichtsmasken und die Anweisung, wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten. Dowden erklärte dazu: "Ich bin sehr hoffnungsvoll und optimistisch." Entschieden werde auf Grundlage der Daten.

In Großbritannien hat sich der Anstieg der Infektionen mit der Omikron-Variante des Coronavirus deutlich abgeschwächt. Am Samstag meldeten britische Behörden knapp 82.000 neue Fälle, weniger als die Hälfte des Höchststandes von Anfang Jänner.

(APA/Reuters/dpa)

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