Premiere

Ein Gebet nach dem Massaker

(c) Philine Hofmann
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In der Josefstadt hat Anna Bergmann Elfriede Jelineks Drama „Rechnitz“ bilderreich und hoch musikalisch in Szene gesetzt.

Premiere am Samstag in Wien: Erstmals wurde im Theater in der Josefstadt ein Stück von Elfriede Jelinek geboten: „Rechnitz (Der Würgeengel)“, 2008 in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt, zählt zu den Meisterwerken der österreichischen Nobelpreisträgerin, es enthüllt eine Menge historischer Verdrängung, trifft mit seinem Sarkasmus so gnadenlos genau wie einst „Der Herr Karl“. In Jelineks Dramawird der Massenmord von Nazis an jüdischen Zwangsarbeitern thematisiert, die von Ungarn an den „Südostwall“ getrieben worden waren, um dort Schanzungen zu bauen.

Die Mutmaßung: Im März 1945, kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee in Rechnitz, wurden Juden gezwungen, nahe dem gräflichen Kreuzstadel ihr eigenes Grab zu schaufeln. Am selben Abend wurde auf dem Schloss der Gräfin Margit von Batthyáni, geborene Thyssen, ein makaberes Endzeitfest mit NSDAP-Prominenz gefeiert. 15 Gäste verließen es, um die Zwangsarbeiter „in die Gruben“ zu schießen. 180 Opfer soll es bei diesem Genozid gegeben haben. Deren Leichen wurden bisher nicht gefunden. Die Gräfin und beteiligte Ober-Nazis flohen, das Verbrechen hat man lang totgeschwiegen.

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