Die Zweifel an Österreichs Teststrategie mehren sich, gleichzeitig gerät das PCR-Test-System an seine grenzen. Ist ein Strategiewechsel in der Coronakrise notwendig? Diskutieren Sie mit!
„Testen, testen, testen“ lautete lange die Devise in der Coronakrise. Österreich ist eines der europäischen Länder, in denen am meisten Tests durchgeführt wurden. Doch wie zielführend die Strategie wirklich in Zeiten von Omikron? Die jüngste Entwicklung: Das PCR-Testsystem ist in manchen Teilen Österreichs an die Belastungsgrenzen gelangt. Zudem gibt es immer wieder Probleme mit der Test-Auswertung, zuletzt etwa bei einem neuen Anbieter der Schul-PCR-Tests in acht Bundesländern.
Nun soll es ein Comeback der zuhause durchführbaren Antigentests geben. Und auch ganz generell empfiehlt das Beratergremiums „Gecko“ bei einer Überlastung der PCR-Testkapazitäten eine Test-Priorisierung auf kritische Bereiche wie zum Beispiel der Pflege.
Was können Antigen-Schnelltests derzeit leisten? Köksal Baltaci hat ein umfassendes Erklärstück dazu verfasst. Epidemiologe Gerald Gartlehner erklärt darin unter anderem: „Bei symptomatischen Personen beträgt die Sensitivität von Antigentests 70 bis 80 Prozent, bei asymptomatischen höchstens 50 Prozent“. PCR-Tests können dagegen präzisere Aussagen treffen.
Infektiologe Günter Weiss zeigt sich unterdessen überzeugt davon, dass der Omikron-Zug so oder so „durchrauschen“ wird - und übt deshalb auch scharfe Kritik an der Teststrategie. Österreich teste rund zehnmal so viel wie Deutschland und die Schweiz, habe aber bezogen auf die Bevölkerung die gleichen Infektionszahlen und Hospitalisierungsraten bzw. Todesfälle wie diese Länder. Übrigens: Spanien hat sich einstweilen trotz hoher Zahlen auf einen lockeren Kurs festgelegt. Von Kontaktverfolgung und Massentests hat man sich verabschiedet, wie unser Korrespondent Ralph Schulze berichtet.
Weiss meint: "Dieses ungezielte Testen bringt für die Pandemiebekämpfung wenig. Wir geben Milliarden aus, ohne dass wir wirklich einen gesundheitlichen Benefit haben. Es gehört jetzt irgendwann mal aus der Welt geschafft". Im Gegenteil - die Menschen würden sich mit negativen Testzertifikaten in falscher Sicherheit wiegen und auf Hygienegrundregeln verzichten.
Derzeit verlangen jedenfalls manche Lokale, Veranstalter oder Betriebe aus Sicherheitsgründen einen PCR-Test als Eintrittsvoraussetzung bei allen, auch wenn sie nicht müssten. Bei einigen privaten Treffen und Feiern werden ebenfalls Tests eingefordert, unabhängig vom Impfstatus.
Vorreiter bei den Tests war stets Wien, mit einer gut ausgebauten Infrastruktur. Dort will man auch weiterhin an der Teststrategie weiter festhalten, wie Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) erklärte: Die Tests würden Sicherheit geben, und er „denke nicht im Traum daran", diese den Menschen zu nehmen. Unterstützung bekommt er von Simulationsforscher Niki Popper.
Covid-Tests sollten auch aus der wirtschaftlichen Perspektive betrachtet werden. Denn die teuren PCR-Tests zahlt nach wie vor der Steuerzahler, während sie in vielen anderen Ländern kostenpflichtig sind. Zuletzt brachte etwa Burgenlands Landeshauptmann Peter Doskozil (SPÖ) das Thema wieder auf. Er sprach sich für eine Art „indirekte Impfpflicht“ über kostenpflichtige Tests aus.
(sk)
Diskutieren Sie mit: Ist die Strategie „Testen, testen, testen“ in Zeiten von Omikron noch zielführend? Sollten die Tests gratis bleiben? Und: Wie handhaben Sie es mit den Covid-19-Tests?