Florenz & Mailand

Wie Männermode der Pandemie trotzt

Vergangene Woche fand in Florenz die Herrenmodemesse Pitti Uomo statt.
Vergangene Woche fand in Florenz die Herrenmodemesse Pitti Uomo statt.(c) 2022 Getty Images
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Während das Modejahr 2022 andernorts mit Absagen und Programmreduktion einherging, hielen in Florenz und Mailand viele Marken an einer physischen Version der Männermodewoche fest.

Trotz zahlreicher Absagen teilnehmender Designer und Labels, wie Brunello Cucinelli, Ann Demeulemeester oder Baldessarini, lud die wichtigste Menswear-Messe der Welt vergangene Woche zwischen 10. und 13. Jänner nach Florenz zu ihrer 101. Ausgabe.

So verlief die Herrenmodenmesse freilich weniger spektakulär als in vergangenen Zeiten und mit strengen Sicherheitsvorkehrungen. Nichtsdestotrotz fanden sich immerhin 540 internationale und vor allem italienische Labels ein, um zu zeigen, was Mann sich - Pandemie hin oder her - von der Mode der kommenden Herbst/Winter-Saison erwarten darf. Damit erreichte die Messe zwar keineswegs die Größenordnung pandemiefreier Jahre, wie Geschäftsführer Raffaello Napoleonoe eigentlich vorhatte, die Anzahl der Aussteller konnte aber im Vergleich zum Vorjahr immerhin verdoppelt werden.

Auch Messebesucher gaben ihre Outfits zum Besten.
Auch Messebesucher gaben ihre Outfits zum Besten.(c) 2022 Getty Images

Ausgestellt wurde sowohl im historischen Sitz der Messe, der „Fortezza da Basso“, als auch auf der digitalen Plattform „Pitti Connect“ - ganze 37 Aussteller bevorzugten der Messe rein digital beizuwohnen. Einkäufer und Aussteller vor Ort zeigten sich mit dem Verlauf der Messe zufrieden - also ganz im Stimmungsbild der Eröffnungsshow des amerikanisch-finnischen Designers Ervin Latimer, der als Dragpersönlichkeit  Ana Conda durch die Show seines Labels „Latimmier“ führte.

Die Eröffnungsschau des Lables "Latimmier".
Die Eröffnungsschau des Lables "Latimmier".(c) 2022 Getty Images

Nachhaltigkeit und Vintage

Dominiert wurde  die Ausgabe unter dem Motto „Pitti reflections“ vor allem vom Trend zur Nachhaltigkeit, der nicht nur von Konsumenten gewünscht wird, sondern auch aus der Branche gefördert wird. Ohne ökologisches Konzept, so scheint ist, kommt heute kein Modehaus aus. So wurde etwa zehn internationalen Firmen mit überzeugendem Nachhaltigkeitskonzept eine spezielle Ausstellungsfläche gewidmet. Zum zweiten Mal in Folge stellte auch Sammler und Händler eine speziell kuratierte Auswahl an Vintage-Stücken aus.

Nachhaltigkeit als wichtiges Thema der Messe.
Nachhaltigkeit als wichtiges Thema der Messe.(c) 2022 Getty Images

Auch Österreich hat auf der italienischen Messe Präsenz gezeigt: Neben der Schuhkollektion Arthur Arbessers für das italienische Traditionshaus Baldinini, erregte vor allem AlphaTauri Aufmerksamkeit - das Modeprojekt von Red Bull. Gegründet 2016, reüssierte es vor allem mit einer Kollektion beheizbarer Kleidung, die Temperatur der Jacke kann dabei via App gesteuert werden.

Red Bull macht auch Mode.
Red Bull macht auch Mode.(c) 2022 Getty Images

Die Präsentation von Ann Demeulemeester, eigentlich Ehrengast dieser Ausgabe der Messe, ist auf Juni verschoben worden.

Mailänder Moderummel

In den Tagen darauf hat sich der italienische Modezirkus dann nach Mailand verlagert, wo zahlreiche Modenschauen der kommenden Hebst/Winterkollektion anstanden, so etwa die viel erwarteten Schauen von Zegna, Alyx, Dolce & Gabbana, Prada oder Fendi.

Gerade bei der Fendi-Schau sorgten nicht nur die präsentierte Mode, sondern auch die Schauspieler Lucien Laviscount, Neubesetzung des Netflix-Hits „Emily in Paris“ und Evan Mock, bekannt aus der HBO-Serie „Gossip Girls“ für Aufsehen - Letzterer stattete Fendi-Designerin Silvia Venturini auch einen Besuch Backstage ab. Sie sprach von einer „Rückkehr der Feierlaune“ in ihrer Herbstkollektion, die sich in dandyhaften Details und femininen Elementen zeigte.

Lucien Laviscount bei der Fendischau.
Lucien Laviscount bei der Fendischau.(c) imago images/NurPhoto

Dazu arbeitete sie mit durchmischten Proportionen und lockeren Schnitten, um die Lässigkeit von Loungewear mit dem Festlichkeit formeller Kleidung zu verbinden. Es gab weite Hosen und herabgesetzte Schultern, markante Krägen und viel Loden und Leder in gedeckten Erdfarben zu sehen.

Dandyhaft und feminin in natürlichen Farben.
Dandyhaft und feminin in natürlichen Farben.(c) AFP or licensors

Zwar im Mailänder Palazzo Durini, aber eindeutig von der römischen Geschichte des Labels beeinflusst zeigte sich die Vision des Österreichers Norbert Stumpfl bei Brioni. Hier dominierte klassische Eleganz in moderner, leichterer Silhouette, farblich verortete sich die Kollektion zwischen verschiedenen Blau- und Grüntönen. Zudem wurden sechs Frauenlooks präsentiert - ein Novum für Brioni.

Anzüge und Overalls - Arbeit war Thema bei Prada.
Anzüge und Overalls - Arbeit war Thema bei Prada.(c) AFP or licensors

Auch Raf Simons und Miuccia Prada, Co-Kreativdirektoren von Prada, zeigten sich in ihrer Herbst/Winterkollektion pragmatisch und zukunftsorientiert: Arbeitsoveralls und Anzüge gingen der Idee von Würde und Ermächtigung durch Arbeit nach, wenn auch in leichten Seidenstoffen und Pastellfarben. Präsentiert wurde die Mode unter anderem von den Schauspielern Jeff Goldblum, Kyle McLachlan und Asa Butterfield.

Der reichweitenstarke Instagram-Account Diet Prada detektierte diesmal Ähnlichkeiten zu Looks in vergangenen Kollektionen anderer Marken, besonders von Balenciaga. Das überraschte aufgrund der einflussreichen und für Originalität bürgenden Position von Prada einige Beobachter. Raf Simons und Miuccia Prada gaben in Statements zu ihrer Kollektion zu verstehen, dass sie sich von Arbeitswelten und -monturen inspirieren hatten lassen. Seit 2020 entwerfen die beiden gemeinsam die Kollektionen der Marke und bemühen sich um eine gemeinsame neue Designhandschrift.

Workwear-inspiriert, aber pastellfarben und seidig.
Workwear-inspiriert, aber pastellfarben und seidig.(c) AFP or licensors

Auf Philipp Pleins Präsentation gab es nicht nur Mode, sondern auch Kunst zu sehen - vom Designer selbst ursprünglich nur als NFT's entworfen, gab es Skulpturen kleiner Monster zu bestaunen.

Kunst und Mode sind Geschmacksfragen.
Kunst und Mode sind Geschmacksfragen.(c) 2022 Getty Images

Als Printmotive schafften es die Skulpturen auch auf die gezeigte Kleidung: Pufferjacken, Jogginghosen und locker sitzende Hemden wurden mit den kleinen Monstern bedruckt.

Erschreckend: Monster als Printmotive.
Erschreckend: Monster als Printmotive.(c) 2022 Getty Images

(chrima)

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