Volkstheater

Die Hölle ist eine Spieluhr: Ernst-Jandl-Abend im Volkstheater

Ostermann/Volkstheater
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Der bunte Jandl-Abend „humanistää!“ hat starke Momente, vor allem im puppenhaft Entfremdeten, zerbirst am Ende aber ins Schrille.

Es scheint acht Uhr geschlagen zu haben in dieser kleinstmöglichen Wohnzelle des Bürgerlichen auf der Volkstheaterbühne, ein Tisch, zwei Sesseln, Abendessenszeit. Tür rechts auf, kommt herein: „er: schriftsteller, ca. 50 jahre, kurzes schütteres graues haar, gesichtfaltig, brille, statur leicht gebeugt, kleidung salopp, ungebügelte hose, er raucht und zwar unablässig, gesamteindruck: gedrückt, doch fähig zu plötzlichem stimmungsumschwung“. Tür links auf, kommt herein: „sie: schriftstellerin, ca. 50 jahre, doch unverbraucht, alterslos, statur groß schlank, mittellanges schwarzes haar, das die stirn bis an die augenbrauen verdeckt, brille nur beim lesen, gesamteindruck: ruhig, eine große innere kraft ausstrahlend“.

So Ernst Jandls hier vorab auf die Bühne projizierte Beschreibung der zwei Hauptprotagonisten seines 1978 für den Steirischen Herbst entstandenen ersten abendfüllenden Stücks „Aus der Fremde“. Unschwer sind darin der Schriftsteller selbst und seine Partnerin, die 2021 verstorbene Friederike Mayröcker, zu erkennen. Die Volkstheaterinszenierung dieses bunten Jandl-Abends in Regie von Claudia Bauer spielt mit der Prominenz dieses Paares, mit seiner Abziehbildhaftigkeit aus dem österreichischen Literaturkanon; verschiedene Schauspieler werden im Lauf des Abends in die immer gleichen Masken der beiden schlüpfen.

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