Die deutsche Außenministerin reist nach Kiew und Moskau. Aber was kann sie dort überhaupt bewirken?
Noch bevor Annalena Baerbock ukrainischen Boden betrat, schlug ihr ein rauer Ton entgegen. „Die Menschen in der Ukraine sind äußerst enttäuscht“, hatte der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, der deutschen Außenministerin am Sonntag ausgerichtet. „Nun ist der Moment der Wahrheit gekommen (zu zeigen; Anm.), wer der echte Freund ist.“ Die 41-jährige Grüne sollte deutsche Waffen in die Ukraine liefern lassen und damit beweisen, auf welcher Seite sie steht.
Nach mehr als einem Monat im Amt ist Baerbock mitten in einer geopolitischen Krise angekommen. Russland hat Zigtausende Truppen an die ukrainische Grenze verlegt. Die Sorge vor Sabotageakten geht um. Aus Diplomatenkreisen werden Gerüchte verbreitet, das US-Militär wälze bereits Pläne, um die Gasversorgung der Europäischen Union sicherzustellen, falls der Kreml mitten im Winter den Hahn abdrehen sollte.
Kurz: Die Lage ist ernst. Die noch junge deutsche Regierung könnte mit der Eskalation eines alten Krieges konfrontiert sein – mitten auf europäischem Boden.