Morgenglosse

Omikron schreibt sich nur mit einem N

Demo vergangenen Samstag vor der Hofburg
Demo vergangenen Samstag vor der Hofburgimago images/Volker Preußer
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Rechtschreibfehler darf bei Protesten jeder machen, Nazi-Gräuel verharmlosen nicht. Die mit der Maske muss man nicht verstehen, die ohne aber auch nicht.

Ich bin dreimal geimpft, mache regelmäßig PCR-Tests, trage eine FFP2-Maske, wo sie vorgeschrieben ist, und ich ärgere mich. Das ist mein gutes Recht, jeder darf in diesem Land wütend sein, warum und gegen wen auch immer. Man darf hier seine Wut schriftlich und mündlich mitteilen, solange man niemandem droht und niemanden verleumdet, man darf auf die Straße gehen und Schilder in die Höhe halten, sofern sie nicht gegen das Verbotsgesetz verstoßen. Sie dürfen aber gegen den guten Geschmack verstoßen, gegen die deutsche Rechtschreibung und gegen sonst auch noch ganz viel.

Ich bin wütend, dass nun eine Impfpflicht kommt, die niemand wirklich wollte und jenen, die sich gegen die Maßnahmen auflehnten, das Tragen von Masken verweigerten, über die vermeintliche Freiheitsberaubung weinten, nun noch mehr Raum gibt, sich als Opfer zu stilisieren. Die Impfpflicht kommt, weil die Impfquote weiterhin zu niedrig ist und derzeit nur eine vollständige Impfung die Gefahr einer schweren Erkrankung an Covid-19 senkt. Sie kommt nicht, weil eine Mehrheit eine Minderheit bestrafen will.

Wer an einem Samstag durch die Wiener Innenstadt spaziert, spürt und hört, was in der Luft liegt. Spannung. Ächtung. Unverständnis. Gruppen an Wien-Touristen aus den Bundesländern machen Selfies im Volksgarten, um dann am Heldenplatz mit der rot-weiß-roten Fahne in der Hand Verhetzern zu applaudieren. Da kommt tatsächlich nicht viel Freundlichkeit auf zwischen Demonstranten und jenen mit den Masken im Gesicht auf dem Weg zum Graben. Es ist aber offensichtlich, auf welcher Seite die Verachtung größer ist.

Die Stadt steht allen offen für eine freie Meinungsäußerung, ungeachtet ihres Impfstatus. Kinos, Shops und Eislaufplätze tun dies nicht, eine direkte Folge der zu geringen Immunisierungsrate und allem, was diese auslöste. Das sollte nicht vergessen werden, wenn Verständnis und Solidarität gefordert wird. Die sollte für beide Seiten gelten, auch für die mit den Masken.

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