Übernahme

Siemens verkauft Straßenverkehrs-Sparte für 950 Millionen Euro

Yunex Traffic geht an die italienischen Infraktukturkonzern Atlantia, der durch den Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua in negative Schlagzeilen geraten war.

Siemens verkauft seine Straßenverkehrstechnik-Tochter Yunex Traffic für 950 Millionen Euro an den italienischen Infrastrukturkonzern Atlantia. Vorstand und Aufsichtsrat des Münchner Technologiekonzerns gaben dem von der Milliardärsfamilie Benetton beherrschten Unternehmen am Montag den Zuschlag, wie Siemens mitteilte. Die Italiener zahlen weit mehr die 700 bis 850 Millionen Euro, die Siemens sich erhofft hatte. Der Konzern hatte Yunex mit Blick auf einen Verkauf ausgegliedert, weil die Tochter mit mehr als 3000 Mitarbeitern und gut 600 Millionen Euro Umsatz nicht ganz zum Portfolio der Bahntechnik-Sparte Siemens Mobility passte. In Atlantia habe man nun "den besten Eigentümer für Yunex Traffic gefunden", erklärte Siemens-Chef Roland Busch.

Atlantia war 2018 durch den Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua, die zum Netz ihrer Autobahn-Tochter Autostrade per l'Italia (ASPI) gehörte, in negative Schlagzeilen geraten. Nach dem erzwungenen Verkauf von ASPI für 9,5 Milliarden Euro will sich das Unternehmen künftig verstärkt in verwandten Geschäftsfeldern wie intelligenten Verkehrslösungen tummeln. Mit seinen Maut- und Verkehrsbeeinflussungssystemen passt Yunex in dieses Profil. Atlantia-Vorstandschef Carlo Bertazzo sprach von einem "Meilenstein beim Ausbau unseres Geschäfts". Man habe bei Yunex eine ganze Reihe internationaler Rivalen ausgestochen. Zu Atlantia gehören Flughäfen in Rom und Nizza, außerhalb Italiens weitere Mautstraßen-Netze, aber auch Mautzahlungssysteme.

Yunex-Chef Markus Schlitt hatte im Herbst im Interview mit Reuters gesagt, sein Unternehmen sei als einziges der Branche weltweit aktiv und wolle eine Rolle bei der Konsolidierung spielen. "Die Straßenverkehrstechnik steht vor einer neuen Zeitrechnung. Digitalisierung und Software werden dabei eine zentrale Rolle spielen", sagte Schlitt. "Es gibt Terabyte von Daten aus dem Verkehr, die bisher ungenutzt und nicht verknüpft sind."

Abverkauf geht weiter

Siemens ist seit längerem dabei, sich von Randbereichen zu trennen. "Wir schärfen und optimieren kontinuierlich unser Portfolio, um Siemens als fokussiertes Technologieunternehmen weiter zu stärken", sagte Busch.

Der Getriebehersteller Flender war für zwei Milliarden Euro an den Finanzinvestor Carlyle verkauft worden. Nun spaltet Siemens das Geschäft mit großen Antrieben - Siemens Large Drives - ab. Der Hersteller von Elektromotoren und Generatoren für Mittel- und Hochspannung ist mit 7000 Mitarbeitern die größte der vier "Portfolio Companies", die Siemens nach der Sanierung abstoßen will. Die Logistik-Sparte soll aufgespalten werden: in Logistiklösungen für Briefe und Pakete sowie in Gepäckbänder für Flughäfen. Einen Käufer sucht Siemens Insidern zufolge zunächst nur für die Post-Logistik, weil die Luftfahrt- und Reisebranche noch unter der Corona-Krise leiden.

(Reuters)

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