Wiener Ansichten

Endstation Schlachthof oder: Eine U-Bahn für Rindviecher

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Zwei Lücken im Wildganshof – und was sie uns über Wiens Verkehrsgeschichte erzählen.

Wie sich Geschichte ins Stadtbild einschreibt, davon war an dieser Stelle zuletzt mehrfach die Rede. Und dass Geschehenes, zu Denkmalen und Gedenkstätten verfestigt, im Urbanen seinen Ausdruck findet, scheint uns ja fast selbstverständlich. Doch damit nicht genug: Selbst was sich nie begeben hat, kann sich in öffentlichen Räumen niederschlagen – und sei's auch nur in Form von Lücken, die blieben, wo sonst keine gewesen wäre.

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Die Rede ist abermals, wie schon vergangene Woche, von jenem letzten großen Gemeindebau des Roten Wiens, der sich an der äußersten Landstraßer Hauptstraße erhebt. Der nämlich, Anfang der 1930er errichtet und 1933 Wildganshof benannt, weist eine Besonderheit auf, die ihn von allen anderen Großgemeindebauten jener Tage unterscheidet. Während deren Fronten sich regelmäßig nach außen hin geschlossen um einen weiten Innenhof gruppieren, klaffen in den Fronten des Wildganshofs zwei markante, einander diagonal gegenüberliegende Lücken, als sei daran gedacht gewesen, was auch immer quer durch diesen Hof zu führen.
Und tatsächlich: Eine Orientierungstafel aus der Errichtungszeit, nächst dem Eingang Leberstraße 2 an der Wand befestigt, informiert nicht nur, wo welche Stiege zu finden sei, sondern auch über den Verlauf einer „proj. U-Bahn“ quer durch den Wildganshof. Eine U-Bahn – hier? Von wo wohin, möchte man fragen, und eine Antwort fällt aus heutiger Sicht nicht leicht.

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