Leitartikel

Putin und Peking wittern eine außenpolitische Schwäche Bidens

Üben für den Erstfall. Ein russisches Scharfschützen-Team bei einem Manöver.
Üben für den Erstfall. Ein russisches Scharfschützen-Team bei einem Manöver.REUTERS
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Nach ersten Erfolgen steckt der US-Präsident in einer Krise. Das afghanische Trauma sitzt tief. Er darf sich nun von Russland nicht vorführen lassen.

Die Hoffnungen waren groß. Darauf, dass eine – oft erratische – US-Außenpolitik à la Trump nun der Vergangenheit angehört. Dass es keine Alleingänge mehr gibt: wie den Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran; die überfallsartige Ankündigung, aus Nordsyrien abzuziehen und die kurdischen Alliierten damit der türkischen Armee zu überlassen; oder das Propagandageschenk an Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, in Form eines Gipfeltreffens.
Donald Trumps Nachfolger Joe Biden hat eine Außenpolitik versprochen, die berechenbar ist, die Verbündeten wieder miteinbezieht und Stabilität in das internationale Gefüge bringt. Zu Beginn hatte er dabei Erfolg. Die USA kehrten zum internationalen Klimaabkommen zurück und zu einem freundlicheren Ton gegenüber den Europäern. Zudem machten sie sich daran, ein neues – verbessertes – Abkommen mit Teheran auszuverhandeln.
Doch nun, nach einem Jahr Amtszeit, steckt Biden in einer tiefen außenpolitischen Krise. Rund um die Ukraine braut sich ein Konflikt zusammen, der ein gewaltiges Gefahrenpotenzial in sich birgt. Russlands Präsident, Wladimir Putin, spielt offen mit der Angst vor einem Krieg. Und damit spielt er zugleich auch mit dem Präsidenten der USA.

Es gibt unterschiedliche Theorien dazu, warum Putin gerade jetzt eine militärische Drohkulisse aufbaut und Forderungen an die Nato und die USA stellt, die diese bisher als unerfüllbar ansahen. Eines ist dabei jedenfalls klar: Der Kreml-Chef glaubt, Schwäche zu erkennen – in den europäischen Hauptstädten und in Washington.
Das Fiasko in Afghanistan hat die USA und ihre europäischen Verbündeten zuletzt alles andere als souverän aussehen lassen. Natürlich gab es für den Abzug aus dem Land am Hindukusch gute Argumente. Seit Jahren war offensichtlich, dass die Taliban nicht völlig zu besiegen sind. Die US-Truppen, die Stabilität bringen sollten, waren zugleich Teil des Problems geworden – angesichts der vielen Zivilisten, die im sogenannten Krieg gegen den Terror umkamen. Die vom Westen unterstützte Regierung in Kabul stand auf tönernen Füßen. Zudem hatte Trump mit seinen Zusagen an die Taliban bereits die Weichen in Richtung Rückzug gestellt.

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