Coronamaßnahmen

Immunisieren ohne zu impfen? "Werden im Herbst Probleme haben"

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein setzt auf einen vierten Stich gegen das Coronavirus im Sommer.
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein setzt auf einen vierten Stich gegen das Coronavirus im Sommer.(c) Roland Shclager, APA
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Der Gesundheitsminister will mit der Impfpflicht „eine Perspektive in der Pandemie“ bieten. Möglich wäre, dass im Sommer der vierte Stich gegen das Coronavirus verabreicht wird.

Die allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus wird morgen, Donnerstag, im Nationalrat beschlossen. Dass damit auch ein Ende der Debatte, wie gerechtfertigt dieser Schritt ist, einhergeht, ist äußert unwahrscheinlich. Nicht nur die FPÖ hat angekündigt, sich weiterhin dagegen zur Wehr setzen zu wollen. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) gab sich Dienstagabend in der ORF-Sendung „Report“ dennoch optimistisch, dass das Gesetz, das mit Februar in Kraft treten soll, Wirkung zeigen wird.

„Es gibt keinen Experten, keine Expertin, die nicht sagen, dass wir eine große Gesamtimmunität brauchen in der Bevölkerung, auch in Hinblick auf neue Wellen“, argumentierte Mückstein. Die Impfpflicht schaffe eine Perspektive: „Wir brauchen geimpfte und immunisierte Menschen bei eventuellen neuen Coronawellen im Herbst.“

Im Gesetz seien mehrere Phasen festgelegt: Eine erste Phase der Aufklärung ohne Strafen, eine zweite Phase - ab 15. März - in der  die Impfpflicht zu einem Kontrolldelikt wird und dann „gibt es ein Expertengremium, das spätestens drei Monate nach In-Kraft-Treten evaluiert“, führte Mückstein aus. Phase drei würde folgen, wenn das Gremium konstatiere, dass zu wenig Menschen immunisiert seien. Ein Datum dafür ist nicht vorgesehen. Fest stehe aber: „Irgendwo zwischen 85 bis 90 Prozent“ der impfbaren Bevölkerung müssten wohl geimpft sein, um von einer Zielerreichung zu sprechen. Er hoffe, dass das im April erreicht würde.

Prinzip Hoffnung

Aktuell haben rund 1,5 Millionen Menschen in Österreich noch gar keinen „Stich“ gegen das Coronavirus erhalten. Er hoffe, dass diese Zahl bald sinken werde. Am besten wäre, wenn sich so viele wie möglich noch vor In-Kraft-Treten des Gesetzes immunisieren lassen, sagte der Ressortchef. „Wir wollen die Leute nicht strafen, wir wollen die Leute mitnehmen", betonte er. Daher werde man jeden Haushalt persönlich über die Sinnhaftigkeit der Impfung informieren. Allerdings: Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung könnten „nicht durch Aufklärung“ erreicht werden, räumte der Minister ein.

Ab 15. März werde die Polizei den Impfstatus kontrollieren - und habe die Möglichkeit, bei Verstößen zu ahnden. „Mir ist klar, dass das eine zusätzliche Belastung für die Exekutive darstellt. Ich hoffe, dass das vertretbar ist", dankte der Gesundheitsminister den Beamten, die schon jetzt für die 2-G-Kontrollen im Handel (Zutritt nur für geimpfte oder genesene Personen, Anm.) im Einsatz sind.

Wenig Daten zu viertem Stich

„Wie oft muss ich mich bis Herbst noch impfen lassen?“, wollte Moderatorin Susanne Schnabl sodann wissen. Mückstein darauf: „Wir haben derzeit die Diskussion um den vierten Stich nach der Booster-Impfung. Die klare Empfehlung des Nationalen Impfgremiums, sich frühestens sechs Monate nach dem Boostershot den vierten Stich zu holen.“ Es gebe international jedoch noch wenige Daten über die zusätzliche Wirkung einer vierten Impfung. Man habe sich daher für folgenden Weg entschieden: Das Impfintervall solle künftig von Experten des Nationalen Impfgremiums festgelegt werden, er werde das dann per entsprechender Verordnung verfügen.

Wie es sein könne, dass sich die Regierung mit den Landeshauptleuten auf eine Impfpflicht ab Februar verständigt habe, obgleich seitens der für die Technik zuständigen Elga GmbH betont wurde, man könne den automatischen Datenabgleich (bei fehlendem Impfstatus sollen in Phase drei automatisch Strafen verhängt werden, Anm.) erst ab April gewährleisten? „Wir haben viele Runden gedreht“, meinte Mückstein dazu. Seiner Ansicht nach beginne die Impfpflicht mit einigen Wochen der Aufklärung und Kontrolle. Womöglich benötige man Phase drei gar nicht.

Wann endet der Lockdown für Ungeimpfte?

Was aber, wenn dieser Plan nicht aufgeht und im Herbst zu wenige Menschen trotz Information und Strafen immunisiert seien? Mückstein wich aus und warnte davor, darauf zu setzen, dass die ansteckendere Virusmutante Omikron nun dazu führen werden, dass viele erkrankten und es dann ohnehin eine hohe Immunisierung gebe. Denn: „Im April, Mail und im Sommer werden wir die ausreichende Immunisierung wieder verlieren“, prognostizierte er. Und dann „werden wir wieder Probleme haben“. Er wolle daher mit der Impfpflicht „eine Perspektive in der Pandemie geben“.

Unklar bleibt zudem, wann der derzeit geltende Lockdown für Ungeimpfte enden wird: „Der Lockdown für Ungeimpfte wird dann aufhören, wenn wir die unmittelbare Gefährdung für das Gesundheitssystem nicht mehr haben“, meinte Mückstein. Schnabl darauf: „Das ist schon jetzt nicht mehr gegeben.“ 

Bald wieder da sein könnten indes die „Wohnzimmertests“, sofern die täglichen Neuinfektionen in Richtung 25.000 gingen. „Wenn das eintritt, bin ich natürlich dafür, dass wir auf Wohnzimmer-Tests zurückgreifen“, sagte Mückstein. Er erwartet auch eine Empfehlung dazu seitens der Experten der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (Gecko) - womöglich noch in dieser Woche.

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(Red.)

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