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Mit der Schreibmaschine gegen die Cosa Nostra

L'Ora - Worte gegen Waffen
L'Ora - Worte gegen WaffenSquareOne Entertainment
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Die Dramaserie „L'Ora – Worte gegen Waffen“ erzählt die wahre Geschichte der Zeitung „L'Ora“ und ihres Chefredakteurs anhand griffiger Charaktere, atmosphärischer Bilder und cooler Musik. Auf Sky.

Chefredakteur Vittorio Nisticò ist für einen undankbaren Job von Rom nach Palermo gekommen: Er soll in der vor sich hin siechenden sizilianischen Zeitung „L'Ora“, für die sich kaum noch ein Käufer interessiert, die Kosten senken. Die Redakteure reagieren nervös auf den Neuen im Chefsessel: Wen wird er wohl feuern? Mieselsüchtig sitzt Nisticò in seinem Büro und brütet über der scheinbar nicht bewältigbaren Aufgabe: Er will gar niemanden entlassen und sucht fieberhaft eine andere Lösung. Während man sich im Großraum Hochprozentiges gönnt – „das hilft!“ –, trinkt er Milch.

Ein schrulliger Typ, der sich als goldrichtige Personalentscheidung erweist: Erst komplimentiert er die Vertreter der kommunistischen Partei PCI, der die Zeitung gehört, aus der Redaktion, dann motiviert er die verbleibenden Mitarbeiter, endlich „eine richtige Zeitung“ zu machen. „Die wollen, dass wir wirklich arbeiten“, raunt einer der Kollegen und ahnt noch nicht, dass dies der Grundstein für den Erfolg und untadeligen Ruf ist, den sich das Blatt mit seiner konsequenten und kritischen Haltung gegenüber der Mafia erarbeiten sollte.

Ein Fotograf und Taschendieb

Die zehnteilige Dramaserie „L'Ora“ erzählt die wahre Geschichte von Chefredakteur Nisticò anhand griffiger Charaktere und in authentischen, atmosphärisch packenden Bildern: Es sind die 1950er-Jahre, und die Cosa Nostra hat die Region fest im Griff. Von den Wänden des Verlagsgebäudes blättert die Farbe, in der Redaktion ist es düster und verraucht. Erfolge werden mit ausgelassenen Dachpartys und selbst gemachtem Essen gefeiert. Der junge Fotograf der Zeitung unterstützt seine in Armut lebende Familie mit einer Zweitkarriere als Taschendieb – und gerät ausgerechnet an einen neuen Kollegen.

L'Ora - Worte gegen Waffen
L'Ora - Worte gegen WaffenSquareOne Entertainment

In Parkour-Manier flüchtet er durch die verwinkelten Gassen und zwischen den obligaten Wäscheleinen von Palermo. Die in dieser Serie geschickt eingesetzte, coole Musik feuert ihn geradezu an. Trotz der Brutalität der Mafia – das erste Massaker lässt nicht lang auf sich warten – und der unerträglichen Kultur des Schweigens und Wegduckens vermittelt die Serie auch ein Lebensgefühl und macht Lust auf die ambivalente Region in all ihrer Tristesse und Schönheit.

Nisticò kämpfte mit Schreibmaschine und Druckerschwärze gegen die Organisation. Er ermutigte seine Mitarbeiter, sich nicht einschüchtern zu lassen und Verbrechen der Cosa Nostra aufzudecken. Selbst ein Sprengstoffanschlag, bei dem 1958 im Verlagshaus fünf Kilo TNT explodierten, konnte die Zeitung nicht mundtot machen. Schon am nächsten Tag stellte „L'Ora“ die Schuldigen an den Pranger: „Die Mafia bedroht uns, die Ermittlungen gehen weiter.“

In Trenchcoat und Borsalino

Claudio Santamaria gibt den Chefredakteur als überlegten, kämpferischen Idealisten in Trenchcoat und Borsalino, der einen Instinkt für Journalismus hat wie ein Trüffelschwein für Trüffel. Er lässt seine Leute über die Schließung der Bordelle berichten (der Aufmarsch der Damen in der Redaktion – in Dessous und Pelzmänteln – ist inszeniert wie ein Catwalk) und schickt den völligen Neuling Domenico (Giovanni Alifieri) ausgerechnet mit dem Taschendieb-Fotografen (Giampiero De Concilio) in das trostlose Corleone, um dem Verschwinden eines Mannes nachzuspüren, der sich den darbenden Bauern anschließen und Land okkupieren wollte.

Domenico stößt auf eine Mauer des Schweigens – und auf einen Buben, der alles beobachtet haben soll. Wenige Stunden später ist der Elfjährige tot – und „L'Ora“ hat seine erste Schlagzeile.

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