Theater an der Wien

Diese Tosca verblutet im Schneesturm

Tosca
Tosca(c) ORF (Monika Rittershaus)
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Puccinis „Tosca“ in dystopischer Schneelandschaft, mit zusammengezogenen und hinzugefügten Figuren sowie gesteigerter Brutalität: Regisseur Martin Kušej will im Theater an der Wien seinem Ruf eines die Wahrheit offenbarenden Berserkers gerecht werden, wirkt dabei aber pubertär.

„Tosca“ ist nicht totzukriegen. So lautet die gute Nachricht dieser Premiere – und sie gilt unvermindert, weil die Figur trotz allem auch diesmal liebt und eifert, zürnt und turtelt, bis aufs Blut gequält wird und sich bis aufs Blut zur Wehr setzt. Dass sich Martin Kušejs Tosca freilich selbst nicht totkriegen kann, weil ihr am Ende auf Annette Murschetz' Beinahe-Einheitsbühne ein Abgrund zum Hinunterstürzen ebenso fehlt wie jegliche Waffe, fällt nach gut zwei Stunden Puccini-Opernfantasie halbwegs frei nach dem Libretto kaum mehr als Besonderheit auf. Ehrensache, dass Kušej dafür eine Lösung parat hat – auch wenn er doch ein bisserl eifersüchtig sein dürfte auf Michael Sturminger: Der hat bekanntlich in Salzburg Scarpia Toscas Messerstich überleben und ihn als Rächer auf der Engelsburg wieder erscheinen lassen, wo er sie erschießt. Auch wenn’s hier gepasst hätte, musste sich Kušej also etwas anderes einfallen lassen.

Stimmt schon: Die fiktive Handlung der „Tosca“ erschöpft sich nicht in der historischen Verankerung im Rom von 1800 und den touristisch erschlossenen Schauplätzen. Das weiß man, ohne es recht zu wissen, auch in Wien: In Margarethe Wallmanns sakrosankter Staatsopernproduktion von 1958 ähnelt die Kirche kaum dem Original Sant'Andrea della Valle, und auf der Engelsburg ist im Hintergrund die Peterskirche auf der falschen Seite zu sehen, rechts statt links. Wenn kümmert’s? Und natürlich darf, ja soll im Theater an der Wien „Tosca“ ganz anders aussehen als das schon selbst historische Dauerausstellungsstück im Haus am Ring.

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