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Missbrauchsstudie: Mindestens 497 Opfer im Erzbistum München

dpa/Boris Roessler
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235 Menschen sollen zwischen 1945 und 2019 männliche Kinder und Jugendliche missbraucht haben, heißt es in einem 1000 Seiten starken Gutachten. Die Dunkelziffer könnte noch viel höher liegen.

Eine neue Studie zu sexuellem Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising in Deutschland listet mindestens 497 Opfer auf. Dabei handle es sich überwiegend um männliche Kinder und Jugendliche im Zeitraum zwischen 1945 und 2019, teilte die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) am Donnerstag in München mit. Sie hatte das Gutachten im Auftrag der Erzdiözese erstellt. Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es laut der Studie - darunter 173 Priester und neun Diakone.

Allerdings sei dies nur das sogenannte Hellfeld. Es sei von einer deutlich größeren Dunkelziffer auszugehen, hieß es vonseiten der Kanzlei weiter.

In dem rund 1.000 Seiten starken Gutachten bezieht auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. umfangreich Stellung zu der Frage, wie er als Erzbischof Joseph Ratzinger von 1977 bis 1982 handelte, wenn es um Verbrechen an Kindern durch Priester ging.

Seelsorger nach Vergehen wieder eingesetzt

Im Fokus steht vor allem der Fall des Wiederholungstäters Peter H. aus der westdeutschen Diözese Essen (Nordrhein-Westfalen). Nachdem in den 1970er Jahren sexuelle Vergehen in seiner Heimat aktenkundig wurden, wurde er Anfang 1980 nach München geschickt, um eine Therapie zu machen. Damals war Ratzinger seit drei Jahren Erzbischof. Noch im gleichen Jahr wurde er wieder in der Seelsorge eingesetzt - und bald erneut übergriffig. Von insgesamt 29 Betroffenen an mehreren Orten sprechen die Verantwortlichen in München und Essen mittlerweile. Erst 2010 wurde H. aus der Seelsorge abgezogen. Heute lebt er unter Auflagen in der Diözese Essen.

(APA/dpa)

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