Biohacking

Elon Musk möchte Gehirn-Mikrochip am Menschen testen

Neben "SpaceX" und "Tesla" arbeitet Elon Musk seit Jahren an der Gehirn-Computer-Schnittstelle "Neuralink".
Neben "SpaceX" und "Tesla" arbeitet Elon Musk seit Jahren an der Gehirn-Computer-Schnittstelle "Neuralink".APA/AFP/WIN MCNAMEE
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Nach Versuchen an Tieren, sucht das Unternehmen „Neuralink“ nun nach einem Studienleiter für eine Versuchsreihe am Menschen. Der Mikrochip soll die Möglichkeiten der Hirnfunktion erweitern.

Elon Musk könnte seinen Mikrochip „Neuralink“ schon bald bei menschlichen Versuchskaninchen einsetzen lassen. Darauf deutet zumindest eine Jobausschreibung auf der Website von Musks gleichnamiger Firma hin. Dort ist zu lesen, dass Neuralink einen Studienleiter sucht, der das Einsetzen des Mikrochips beim Menschen überwacht. Mithilfe eines minimal-invasiven Eingriffs soll die Sonde an der Schädelplatte angebracht werden und dort eine Gehirn-Computer-Schnittstelle bilden.

Bereits im Dezember hatte Musk auf Twitter verlautbart, dass er das acht Millimeter dicke und 23 Millimeter große Gerät 2022 erstmals am Menschen testen möchte. Momentan sucht der Tech-Mogul noch nach geeigneten Kandidatinnen oder Kandidaten für die Versuchsreihe. Wer sich meldet, bekomme „eine Möglichkeit, die Welt zu verändern“ preist Musk seinen möglichen Durchbruch im Biohacking an. Überdies müssen die Probandinnen und Probanden sich „der Mission verschreiben“ dazu bereit sein, „zu ihren Grenzen und darüber hinaus zu gehen“.

Biohacking...

... ist die „Optimierung“ von Schwachstellen des menschlichen Körpers mithilfe technischer Mittel. Körper oder Geist sollen so mehr Leistung erbringen. Experten halten Biohacking aus ethischer Sicht für problematisch.

Wie weit darf Optimierung gehen?

„Über seine Grenzen hinaus“ ging bereits Anfang 2021 der Makaken-Affe Pager. Nachdem ihm der Mikrochip ins Gehirn eingepflanzt wurde, war er in der Lage, das Videospiel Pong zu spielen – natürlich nur mit dem Anreiz einer Banane als Belohnung. Zuvor hatte das Schwein Getrude hat erste „Probandin“ in der Versuchsreihe gedient, wie die „Presse“ berichtete. Musk räumte damals jedoch ein, dass es eine große Herausforderung darstelle, den Erfolg in ähnlicher Art und Weise auf den Menschen zu übertragen. Dabei hatte er den Neuralink trotz seiner Unausgereiftheit zuvor stets in den Himmel gelobt.

Wenn man Musks Aussagen von vor einigen Jahren Glauben schenkt, dann ist der Neuralink die Lösung für die grundlegenden Leiden des menschlichen Seins. So meinte er etwa bei der Präsentation des Chips 2020, das Produkt könne in der Zukunft potenziell „Blindheit, Lähmung oder Hörprobleme lösen“. Aber damit nicht genug. Der Mikrochip soll obendrein als eine Art Datenspeicher für Erinnerungen dienen. Trägerinnen und Träger sollen zukünftig in der Lage sein, Bilder aus dem Kopf beliebig abzuspeichern und bei Bedarf wieder abzuspielen. Letzten Endes könnte die Entwicklung sogar so weit gehen, dass das gesamte Bewusstsein eines Menschen in den Chip hoch und wieder heruntergeladen werden kann – so zumindest die Theorie.

„Mangelvorstellung“ von Menschen mit Einschränkungen

Nicht nur, dass der Erfolg des Neuralinks am menschlichen Gehirn noch bei weitem nicht garantiert ist, er ist auch tatsächlich keine so bahnbrechende Erfindung, wie Musk sie gerne erscheinen lässt. In der Tiefen Hirnsimulation ist es bereits seit Jahren üblich, mithilfe von Elektroden bestimmte Hirnareale zu stimulieren. Bei Krankheiten wie Parkinson hat man mit dieser Methode bereits vielversprechende Erfolge erzielen können. Auch Querschnittsgelähmte waren so bereits in der Lage Roboterarme zu bewegen. Ähnlich wie beim Neuralink werden auch hier feine, elektrische Signale an das Hirn geschickt, um dieses „umzuprogrammieren."

Expertinnen und Experten stehen Musks Vision von einem „optimierten“ Menschen durchaus skeptisch gegenüber. Die Biochemikerin Gabriele Werner-Felmayer ist unter anderem Mitglied der Bioethik-Kommission in Österreich und sprach gegenüber der „Wiener Zeitung“ von einem „Markt von Hoffnung und Versprechen“, dessen sich Musk bedienen würde. Der Tycoon wisse um den großen Wunsch, die Beschwerlichkeiten des menschlichen Daseins zu überwinden, und nutze diesen zu seinen Zwecken, meint die Expertin. Das Produkt sei unfertig und die „leeren Versprechungen“ würden Betroffene mit einem Erfolg rechnen lassen, der in keinster Weise garantiert ist. Problematisch sei außerdem Musks Wunsch, den Menschen „optimieren“ zu wollen, da diesem eine „Mangelvorstellung“ von Personen mit Einschränkung zugrunde liegt.

>> Zum Beitrag des „Independent"

>> Zum Artikel der „Wiener Zeitung"

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