Iran

Ex-Geisel Rosen: „Die österreichische Regierung ist sehr lax“

Daniel Novotny
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Barry Rosen war 444 Tage lang Geisel in der US-Botschaft in Teheran. Jetzt trat er im Palais Coburg, dem Ort der Atomverhandlungen, in den Hungerstreik. Ein Protest gegen die Willkürhaft im Iran, in der sich auch zwei österreichisch-iranische Doppelstaatsbürger befinden.

Wien. Seine Wangen sind etwas eingefallen, seine Augen leuchten jugendlich. Er friert unter seiner Wollhaube im winterlichen Wien. Fürs Foto ist Barry Rosen vor das Palais Coburg gekommen. Er darf keine Journalisten in das Luxushotel lassen. Seit Mittwoch befindet sich der 77-jährige Amerikaner im Hungerstreik. Er hat sich genau dort einquartiert, wo hochrangige Diplomaten seit Wochen und Monaten erfolglos verhandeln, um das Atomabkommen mit dem Iran wiederzubeleben. Es dürfe keinen Deal geben, solang das Regime in Teheran nicht alle Doppelstaatsbürger und Ausländer freilasse, die es unter fadenscheinigen Gründen als Unterpfand für Tauschgeschäfte festhalte, fordert Barry Rosen gegenüber der „Presse“.

Er war selbst einmal Geisel im Iran. Vom 4. November 1979 bis zum 20. Jänner 1981. Der ehemalige Presseattaché zählte zu den 52 Amerikanern, die nach der Besetzung der US-Botschaft in Teheran 444 Tage lang in Gefangenschaft waren. Rosen ist noch heute traumatisiert. Die Scheinhinrichtungen, die Schläge, die Erniedrigungen, die Angst sitzen ihm in den Knochen. Barry Rosen kann mitfühlen mit den Gefangenen im Iran und deren verzweifelten Verwandten. Er war damals, als er im Iran festsaß, auch schmerzlich getrennt von seiner Familie, seinen zwei kleinen Kindern, seiner Frau. Und deshalb setzt er nun dieses Zeichen, mit dem er seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzt.

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