Zeichen der Zeit

Eisfabriken in Wien: Wo die Kälte zu Hause war

Die Presse/Clemens Fabry
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Das „weiße Gold“ war im 19. Jahrhundert ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. An der Alten Donau hackte man mühsam das Eis auf, zog die Schollen aus dem Wasser und lud sie auf Pferdefuhrwerke. Zahlreiche Unternehmen etablierten sich in diesem Metier.

Expressionistische Industriearchitektur gibt es nicht allzu oft in Österreich. Eines der schönsten Beispiele dafür findet man in Wien-Brigittenau. Hier haben sich in der Donaueschingenstraße – integriert in einen Wohnkomplex mit Ärztezentrum – Reste der ehemals dort ansässigen Eisfabrik erhalten. Eindrucksvoll vermittelt die gezackte Fassadengestaltung, die Form von Eiskristallen aufgreifend, noch heute etwas vom Stolz des früheren Unternehmens. Man spürt, hier waren Wirtschaftskraft und Modernität angesagt. In den Jahren 1925/26 nach Plänen der Architekten Silvio Mohr und Ferdinand Fuchsik errichtet, war das Werk Teil eines Großkonzerns, der bis zum Zweiten Weltkrieg Blockeis in riesigen Mengen produzierte. Künstliches Eis, das zur Kühlung bei der Lebensmittellagerung, der Schlachtung oder beim Bierbrauen Verwendung fand. Und bei dessen Erzeugung Wien einst führend war.

Das „weiße Gold“ war im 19. Jahrhundert zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor geworden. Wie in den USA entwickelte sich auch in Europa ein reger Eishandel, bei dem Norwegen, aber auch Österreich-Ungarn eine zentrale Rolle spielte. Die Nachfrage war gewaltig. Vor allem die rasant wachsenden Metropolen verspürten einen gigantischen Eishunger.

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