Großbritannien

Tory-Mandatar will über Erpressung in Johnson-Affäre aussagen

William Wragg will bei der Polizei aussagen.
William Wragg will bei der Polizei aussagen.(c) APA/AFP/PRU/- (-)
  • Drucken

Regierungsmitarbeiter sollen mit der Veröffentlichung kompromittierenden Materials gedroht haben.

Im politischen Überlebenskampf des britischen Premiers Boris Johnson will einer seiner Kritiker bei der Polizei über die angebliche Erpressung von Parteikollegen aussagen. Der konservative Abgeordnete William Wragg will Anfang der kommenden Woche der Metropolitan Police darlegen, wie Kollegen von Regierungsmitarbeitern mit der Veröffentlichung kompromittierenden Materials in der Presse bedroht und eingeschüchtert worden sein sollen, sagte Wragg dem "Telegraph" (Samstag).

Er wolle die Aufklärung Experten überlassen, sagte Wragg, der seine Vorwürfe erstmals am Mittwoch geäußert hatte. Die britische Regierung erklärte, sie werde die Vorwürfe untersuchen, wenn Beweise vorlägen. Wragg gehört zu jenen Abgeordneten von Johnsons Tory-Partei, die öffentlich den Rücktritt des Premiers fordern.

Polizei bisher nicht involviert

Die Polizei ist in die Aufklärung der "Partygate"-Affäre um Lockdown-Partys in der Downing Street bisher nicht involviert. Stattdessen trägt eine Regierungsbeamtin derzeit die Fakten zusammen und befragt Beteiligte und Zeugen. Mit dem Abschluss der Untersuchung wird in der kommenden Woche gerechnet. Es gilt je nach Ergebnis der Untersuchung nicht als ausgeschlossen, dass die Polizei danach noch selbst in den Ermittlungen tätig werden könnte.

Der Vorsitzende eines Ausschusses für Standards im Londoner Unterhaus, Chris Bryant, sagte dem Sender BBC Radio 4 am Samstag, mehrere Abgeordnete hätten ihm berichtet, ihnen sei mit dem Entzug von öffentlichen Geldern für ihre Wahlkreise gedroht worden, sollten sie Johnson nicht unterstützen. Das sei "illegal", warnte der oppositionelle Labour-Politiker.

Johnson soll der "Times" zufolge inzwischen ein Team aus Vertrauten damit beauftragt haben, die Unterstützung in den Reihen seiner Partei zu sichern, um für den Fall eines Misstrauensvotums gerüstet zu sein. Er selbst will Berichten zufolge von seinem Landsitz Chequers aus am Wochenende in der Partei herumtelefonieren, um seine Kritiker umzustimmen.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Boris Johnsons
Partygate-Affäre

Auch Feiern in Boris Johnsons eigener Wohnung untersucht

Enge Freunde von Johnsons Frau Carrie sollen in Lockdown-Zeiten häufiger zu Gast gewesen sein - offiziell aus Arbeitsgründen.
Wie oft wird Boris Johnson noch in Downing Street 10 ein- und ausgehen?
Großbritannien

"D-Day": Parteiinterne Rebellen wollen Boris Johnson stürzen

„Seine Zeit ist abgelaufen“, sagt ein Parlamentarier. Zahlreiche Abgeordnete seiner Konservativen Partei wollen dem Regierungschef möglicherweise noch heute das Misstrauen aussprechen.
Großbritannien

Der Mann, der Boris Johnson unbedingt zu Fall bringen will

Der ehemalige Chefberater, Dominic Cummings, ist zum ärgsten Widersacher des britischen Premierministers geworden.
Großbritannien

„Operation Red Meat“ als Ablenkung in Johnsons Partyaffäre

Der Premier ist weiter unter Druck. Populistische Ankündigungen, unter anderem gegen die BBC, sollen neuen Fokus schaffen.
Archivbild von Boris Johnson, dessen Agenda derzeit großteils darin besteht, sich zu verteidigen.
Großbritannien

Johnson sagte wegen "Partygate" vor interner Ermittlerin aus

Der Bericht der hohen Beamtin Gray wird mit Spannung erwartet. Die Unabhängigkeit der Untersuchung wird kritisch betrachtet. Immerhin ist der britische Premier der Chef von Gray.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.