Roman

„Das giftige Glück“: Wien sehen – und sterben

Gudrun Lerchbaum fühlt in ihren zeitgenössischen Wien-Krimis den politischen Puls der Stadt.
Gudrun Lerchbaum fühlt in ihren zeitgenössischen Wien-Krimis den politischen Puls der Stadt.(c) Martin Jordan Fotografie
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In „Das giftige Glück“ lässt die österreichische Autorin Gudrun Lerchbaum Bärlauch zur Glücksdroge mit garantiert tödlichem Ausgang mutieren. Ein bittersüßer Krimi.

Adrian Roth hasst Kräutersuppe. Seine Freundin Sonja ist der einzige Grund, warum er überhaupt widerwillig den Löffel eintaucht. Doch diese Bärlauchsuppe ist anders: „Mehr Wein. Um es dir leichter zu machen“, sagt Sonja und lächelt ihn an, „als vögelte er sie gerade in den siebten Himmel“. Warm, ja geradezu leuchtend fließt die Suppe in ihn, ihm gegenüber sitzt Sonja in verzückter Ekstase. Er sieht Lichtpunkte und bunte Farben, fühlt unbeschreibliches Glück. Und dann ist Roth tot.

Der zweite literarische Auftritt des Totenredners Adrian Roth, den Fans der Wiener Autorin Gudrun Lerchbaum bereits kennen, fällt denkbar kurz aus. War Roth in Lerchbaums Krimi „Wo Rauch ist“ aus dem Jahr 2018 noch eine der ermittelnden Hauptfiguren, schafft er es in „Das giftige Glück“ nur mehr bis Seite 15. Dieses Schicksal teilt Roth mit vielen anderen. Denn der Bärlauch – ein jahreszeitlich bedingter zwanghafter kulinarischer Reflex der Wiener – wird von einem giftigen Schimmelpilz befallen und mutiert zur tödlichen Droge. „Viennese Weed“ lautet das knackige Label, das dem grünen Gewächs schneller anhaftet, als die Wiener Stadtverwaltung ihre Gärtner zum Ausrupfen der Neo-Giftpflanzen losschicken kann. Erkennbar sind diese an dezenten punkt- und streifenförmigen Verfärbungen.

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