Ein gelungenes Leben, auch in trüben Zeiten: Was heute Hunderte seichte Ratgeber versprechen, war in der Antike noch das zentrale Thema scharfsinniger Denker. Eine Reise zu Boethius im Kerker, Epikur im Garten und Marc Aurel auf dem Kaiserthron.
Zurzeit passt uns vieles nicht. Die Sache mit dem Virus zieht sich in die Länge, es grassiert wie noch nie. Die einen haben Angst, sich zu infizieren. Die anderen nervt diese Angst vor einem schon abgeschwächten Erreger, weil Angst eine Politik diktiert, die Rechte ignoriert und Freiheiten raubt. Geimpfte sind wütend über Ungeimpfte, und diese sind wütend darüber, dass man sie wie Parias oder Unholde aus der Gesellschaft ausschließt. Dazu, für alle, die üblichen Probleme mit Partnern, Kindern, Kollegen. Und, ganz aktuell, der Ärger über ein verregnetes Wochenende. Es könnte wirklich besser laufen.
Aber das ist doch kein Vergleich mit Boethius! Kennen Sie den Herrn? Er war ein spätantiker Politiker und Gelehrter, zu einer Zeit, als schon die Goten das Kommando über das weströmische Reich übernommen hatten. Er war wohlhabend, angesehen, stand an der Spitze der Verwaltung – und hatte Feinde. Sie redeten König Theoderich ein, er sei ein Verräter. Der Senat verurteilte Boethius zum Tode.