Winterspiele 2022 in Peking

Exoten statt ÖSV: Streit um Olympias Quotenplätze

ALPINE SKIING - FIS WC Kitzbuehel
ALPINE SKIING - FIS WC KitzbuehelGEPA pictures
  • Drucken

Gibt es nur neun statt elf Startplätzen für die ÖSV-Herren, weil Jamaika, Mexiko oder Kap Verde ihre Meisterschaften in Liechtenstein „günstiger“ besetzt haben? ÖSV-Sportchef Anton Giger wittert gar Manipulation.

Kitzbühel. Elf Starter oder gibt es doch nur neun ÖSV-Herren bei den Winterspielen in Peking? Am Kitzbühel-Wochenende ist diese Diskussion endgültig entbrannt, denn auch die Zeit drängte – bereits heute wollte das ÖOC die knapp mehr als 100 Personen umfassende Mannschaft bekannt geben. Dazu nahm der Österreichische Skiverband vier Alpinski-Rennen im Jänner in Malbun (Liechtenstein) ins Visier und verlangte vom Internationalen Skiverband (FIS) Aufklärung.

Vor diesem Event hatte Österreichs Herren-Team noch elf Startplätze sicher, jetzt sind es nur noch neun. Dafür sind einige „Exoten“, etwa der jamaikanische Ex-DJ Benjamin Alexander, 38, beim Event in China (ab 4. Februar) dabei. Ihm genügte dafür ein siebenter Platz bei den (internationalen Liechtensteiner) Meisterschaften.

Ein Manipulationsverdacht liege nahe, hieß es aus dem ÖSV. Auch Frankreich und Italien begehrten mehr Startplätze. Aber, hinkt nicht der Vergleich? Bei Sommerspielen starten ja auch nur vier US-Sprinter - und der Rest wird mit Teilnehmern aus der ganzen Welt aufgefüllt.

„FIS muss entscheiden!"

„Der Verdacht der Manipulation muss rechtzeitig geklärt werden, damit die Athleten teilnehmen können. Wir müssen darauf vertrauen, dass die FIS das tut. Das liegt mindestens seit Dienstag bei denen auf dem Tisch“, polterte ÖSV-Sportchef Anton Giger in Kitzbühel. Nachsatz: „Die FIS ist auch der Meinung, dass der Verdacht Substanz hat.“

Allerdings, es gebe auch eine Hintertüre. Wird dem mitgelieferten Vorschlag, elf ungenützten Quotenplätze aus anderen FIS-Sportarten (Ski-Freestyle Halfpipe, Ski Cross und Snowboard-Halfpipe drei) ins Alpine zu transferieren, nachgekommen, wäre laut „Giger das Problem aufs Erste gelöst. Im Frühjahr muss man das ganze System gründlich neu aufstellen“. Denn das Qualifikationssystem werde schon seit Jahren kritisert.

Ursache für den Unmut sind Rennen wie jene im Rahmen des „Malbun Exotic Nations Cup“ in Liechtenstein am 12./13. Jänner. Das Studium der Ergebnislisten der nationalen Meisterschaften und nationalen Junioren-Meisterschaften der Kapverden und von Jamaika irritieren Giger. Kurios und ein Detail am Rande: auch der Mexikaner Hubertus von Hohenlohe (Geburtsjahr 1959) und der Argentinier Cristian Javier Simari Birkner (1980) seien bei Nachwuchsrennen am Start gewesen. Wobei das Ergebnis des einen Auswirkung auf den Punktestand des anderen hatte, weil nur zehn Teilnehmer am Start waren.

FIS-Punkte setzen sich aus Rennpunkten und dem Zuschlag zusammen. Vereinfacht: Sind nur zehn Teilnehmer am Start wie bei vier Rennen in Malbun und landen so schlechtere Läufer in den Top Ten, wirkt sich das auf die Berechnung des Zuschlages (Wert des Rennens) aus. FIS-Punkte werden aus dem Mittelwert von fünf Rennen errechnet. Wer unter 160 Zähler kommt, fährt zu Olympia.

Der ÖSV hat die FIS auf diese Rennen in Malbun und deren Besetzung wie Ausgang hingewiesen. Giger: „Normal schenken wir solchen Rennen keine Aufmerksamkeit. Aber wenn es so ist, dass darum ein paar der Besten daheimbleiben müssen, weil so die Basisquoten vermehrt in Anspruch genommen werden, ist das ein ernstes Thema. Das gehört diskutiert.“

Die Alpinquote wurde für Olympia von 320 auf 306 gekürzt, wobei sich die Plätze laut IOC auf gleich viele Athletinnen wie Athleten aufteilt. Weiters werden maximal zwei Plätze an Nationen vergeben, die in der Weltrangliste Aktive unter den Top 30 haben, das sind 30 Plätze je für Frauen und Männer. Giger: „Das System ist uns um die Ohren geflogen.“ (ag)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.