Kirchlicher Tabubruch: Die Zeit des Wegschauens bei Gewalt gegen Kinder ist endlich vorbei. Aber Joseph Ratzinger ist weder Verbrecher noch Heiliger.
Es fällt unendlich schwer. Aber übersehen wir neben all dem Unsäglichen, dem Leid Hunderter, Tausender Kinder und Jugendlicher, denen Priester Gewalt angetan haben, nicht gänzlich eines. Nach dem vor wenigen Tagen bekannt gewordenen Gutachten über die Erzdiözese München ist klar: Selbst ein Mann wie Joseph Ratzinger, Theologe von Welt, Konzilsberater, Präfekt der Glaubenskongregation, unausgesprochene Nummer zwei hinter Papst Johannes Paul II., dann selbst Oberhaupt der Katholiken, kommt nicht ungeschoren davon.
Das sollte selbstverständlich sein, war es aber lang nicht. Der Schutz der Kirche und deren geweihter Amtsträger hatte Vorrang vor allem, auch dem Schutz von Kindern.