Yasmina Reza hat einen Roman über eine jüdische Familie und ihren Auschwitz-Trip geschrieben: Ein Gespräch über Identität, spirituelles Erlöschen und tyrannische Obsessionen.
Die Presse: Die Holocaust-Erinnerungskultur sei erstarrt, nütze kaum noch dem Lernen aus der Geschichte, hört man seit Langem. Sehen Sie das auch so?
Yasmina Reza: Alles hängt davon ab, was man mit „Erinnerung“ meint und ihrem „Nutzen“. Wenn der Sinn all der kulturellen Einimpfungen ist, zu verhindern, dass sich eine solche Katastrophe wieder ereignet, bezweifle ich sehr, dass das gelingen kann. Die Verbrecher von damals waren kultivierte Menschen, sie gehörten zu einer entwickelten Gesellschaft, die alle Werkzeuge hatte, um das Gute und das Böse zu denken.