Lichtermeer

#YesWeCare-Petition: "Klatschen und Kerzen anzünden reicht nicht"

(c) APA/Hans Punz
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In einer Online-Petition fordern die Organisatoren der #YesWeCare-Initiative die Politik zum Handeln auf. Im Bildungs- und Pflegebereich gebe es große Defizite.

Es war am letzten Adventsonntag, als sich rund 30.000 Menschen am Lichtermeer um die Wiener Ringstraße versammelten. Im Rahmen der #YesWeCare-Initiative setzten die Teilnehmer ein stilles Zeichen, um den Corona-Todesopfern zu gedenken und ihre Solidarität mit dem Gesundheitspersonal auszudrücken.

Nun melden sich die Initiatoren, Daniel Landau und Roman Scamoni, mit einer Petition zurück. Mit Unterstützung der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft GPA (Gewerkschaft der Angestellten in der Privatwirtschaft) fordern sie die Politik, wie schon so viele vor ihnen, zum Handeln auf. Denn obwohl die Lichterkette ein „wichtiger symbolischer Akt“ gewesen sei, müssten nun Taten folgen – etwa durch Verbesserungen im Gesundheitswesen und im Bildungsbereich, so die Lichtermeer-Organisatoren. „Denn klatschen und Kerzen anzünden alleine reicht nicht aus“, unterstreicht auch GPA-Vorsitzende Barbara Teiber.

„Die Stimmung kippt“

Fast 15.000 Menschen haben die Petition (abrufbar unter mein.aufstehn.at) seit Weihnachten, in einer Art Probelauf, bereits unterzeichnet. In dieser werden in verschiedenen Bereichen Besserungen eingefordert. „Diese sind exemplarisch ausgewählt. Es gäbe so vieles zu tun“, so Landau.

So steht im Zentrum der Petition etwa das Thema „Elementare Bildung“. Passend zum „Tag der Elementarpädagogik“ fordern sie neben einer Aufwertung des Berufsbildes auch veränderte Arbeitsbedingungen, denn Probleme hätten sich in der Pandemie verfestigt.

Konkret sollen etwa die Gruppengrößen verringert werden. „Wir fordern eine klare Reduzierung der Gruppengrößen von derzeit bis zu 25 auf sieben Kinder pro Pädagoge“, so Landau. Mehr als sieben seien nicht zumutbar. „Auch wenn das manche nicht zur Kenntnis nehmen wollen, ein Kindergarten ist eine Bildungseinrichtung. Hierbei für mehr als 20 Kinder gleichzeitig die Verantwortung tragen zu müssen, ist praktisch unmöglich“. Ressourcenmangel gebe es dabei nicht erst seit Corona – die Floskel „Koste es was es wolle“ würde in der Vergangenheit häufig genutzt, ohne dass Ergebnisse zu sehen waren.

Ähnlich dringenden Handlungsbedarf sehen die Initiatoren und Unterstützer der Petition auch im Gesundheitsbereich, allem voran in der Pflege. Bis 2030 fehlten 70.000 bis 100.000 Pflegekräfte, derzeit würden jedoch einige Beschäftigte überlegen, den Job zu wechseln – oder haben das bereits getan. Die Stimmung kippe. „Es braucht kurzfristig Maßnahmen, um sie zu entlasten. Etwa 20.000 weitere Jobs für administrative Tätigkeiten und einen zusätzlichen freien Tag pro Monat“, so Teiber.

Auch Handelsangestellte gingen teilweise ängstlich in die Arbeit, werden bei Einforderung der Maskenpflicht oder der 2-G-Regel attackiert oder angepöbelt. „Wir müssen alles tun, um diese Beschäftigungsgruppen zu unterstützen“, sagt sie.

Gesellschaft nicht gespalten

Daniel Landau ist sich trotz solcher Vorfälle sicher, dass das Land nicht gespalten ist. „Es ziehen Risse durch das Land. Von einer Spaltung sind wir aber zum Glück weit weg“, sagt er. Die Petition soll demnach dazu beitragen, diese Risse wieder zu kitten. GPA-Vorsitzende Barbara Teiber betont zudem, dass die Mehrheit, ob geimpft oder ungeimpft, respektvoll miteinander umgehe. „Von der kleinen Gruppe, die Kinder mit dem Megaphon anschreit und das Pflegepersonal attackiert, dürfen wir uns die Zerstörung des Miteinanders aber nicht mehr gefallen lassen“.

Dieser Gedanke könnte künftig vielleicht bei einem weiteren Lichterkranz nach außen getragen werden – denn die Initiatoren Landau und Scamoni schließen eine Wiederholung der Veranstaltung nicht aus, im März wäre etwa ein passender Zeitpunkt.

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